Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV_2_4
DOI: 10.1055/s-2008-1079240

Hirnmetastasen beim „triple-negativen“ Mammakarzinom

F Heitz 1, P Harter 1, B Beutel 1, A Traut 1, HJ Lueck 1, A du Bois 1
  • 1HSK, Dr. Horst Schmidt Klinik Wiesbaden

Hintergrund: Trotz verbesserter systemischer Therapien und neuer zielgerichteter Therapien ist die Prognose von Patientinnen mit Hirnmetastasen limitiert. Ziel dieser Untersuchung war die Evaluation von Risikofaktoren – insbesondere das triple-negative Mammakarzinom (ER neg., PR neg, Her-2/neu neg.) – für das Auftreten von Hirnmetastasen und prognostischer Faktoren nach Diagnosestellung.

Methode: Explorative Analyse von 3193 Patientinnen, die zwischen 1989 und 2006 im Brustzentrum der HSK Wiesbaden behandelt wurden. Alle Patientinnen die im Verlauf der fortgeschrittenen Erkrankung Hirnmetastasen entwickelt haben wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Es erfolgte sowohl eine univariate als auch multivariate Analyse zur Bestimmung unabhängiger Risikofaktoren. Die Überlebenszeiten wurden mithilfe der Kaplan-Maier-Methode berechnet.

Ergebnisse: 338/3193 Patientinnen hatten ein triple-negatives Mammakarzinom (10,6%) und 80/3193 Patientinnen (2,5%) entwickelten Hirnmetastasen innerhalb eines medianen Nachbeobachtungszeitraums von 51 Monaten nach Erstdiagnose. 19 Patientinnen (23.75%) mit Hirnmetastasen hatten ein triple-negatives Mammakarzinom und 5,6% aller Patientinnen mit triple-negativem Mammakarzinom entwickelten Hirnmetastasen.

Die multivariate Analyse zeigte das höchste Risiko für Hirnmetastasen beim triple-negativem Mammakarzinom im Vergleich zu allen anderen Subtypen (OR:4,2; 95% KI:2,3–7,6; p<0,001). Weitere unabhängige Risikofaktoren waren: ER-/PR-/Her2neu+ (OR:3,4; 95% KI:1,5–8,1; p=0,005), Alter ≤50 Jahre (OR:2,0; 95% KI:1,2–3,5; p=0,012), UICC-Stadien III/IV (OR:2,5; 95% KI:1,2–5,2; p=0,016) und ein positiver Nodal-Status (OR:2,4; 95% KI:1,1–5,1; p=0,028).

Des Weiteren zeigten Patientinnen mit triple-negativen Mammakarzinomen ein verkürztes PFS und OS mit 23 und 31,5 Monaten, im Vergleich zu 49,5 und 72 Monaten bei anderen Mammakarzinom-Typen (PFS:OR:3,2; 95% KI:2,1–18,1; p<0,0001/OS: OR 3,3; 95% KI:2,7–18,8; p<0,0001).

Das mediane Intervall zwischen der Erstdiagnose des Mammakarzinoms und dem Auftreten von Hirnmetastasen betrug 22 Monate bei Patientinnen mit triple-negativem Mammakarzinomen und 51 Monate bei anderen Subtypen (OR: 2,7; 95% KI:2,4–11,4; p<0,0001). Nach dem Auftreten von Hirnmetastasen zeigte sich ein Trend im Gesamtüberleben zuungunsten von Patientinnen mit triple-negativem Mammakarzinom, diese überlebten 4 Monate im Vergleich zu Patientinnen mit anderen Mammakarzinom-Subtypen, die 8 Monate überlebten.

Schlussfolgerung: Patientinnen mit triple-negativem Mammakarzinom haben ein 4 x höheres Risiko Hirnmetastasen zu entwickeln. Zusätzlich haben diese Patientinnen eine schlechtere Prognose bezüglich des rezidivfreien und Gesamtüberlebens nach Erstdiagnose und auch nach dem Auftreten von Hirnmetastasen. Spezifische Behandlungsansätze sind für diese Subgruppe dringend erforderlich. Außerdem bleibt zu diskutieren, ob bei dieser relativ hohen Inzidenz von Hirnmetastasen bei Patientinnen mit triple-negativem Mammakarzinom eine erweiterte Diagnostik (z.B. ein Routine ZNS-MRT) in der Nachsorge durchgeführt werden sollte.