Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P6_09
DOI: 10.1055/s-2008-1079227

Retrospektive Studie zur Effektivität und Zufriedenheit mit Elektrostimulation und anticholinerger Medikation in der Therapie der OAB im Vergleich – Vergleich Elektrostimulation und Anticholinergika in der Langzeittherapie der Drangsymptomatik

A Tsvilina 1, K Karl 1, S Wagner 1, V von Bodungen 1, K Jundt 1
  • 1Universitätsfrauenklinik München

Fragestellung: In Anbetracht der sich verändernden Altersstruktur der Bevölkerung stellt die Harninkontinenz eine der großen Herausforderungen in der Urologie und Urogynäkologie dar. Zu den festen Bestandteilen der Therapie der Dranginkontinenz gehören die anticholinerge Medikation und die Elektrostimulation. Eine Reihe von Anticholinergika wurden bereits miteinander bezüglich ihrer Wirksamkeit verglichen. Ziel unserer retrospektiven Studie war der direkte Vergleich der anticholinergen Medikation mit Elektrostimulation in der Therapie der Dranginkontinenz.

Methodik: Insgesamt wurden in den Jahren 2004–2005 in unserer urogynäkologischen Ambulanz 140 neue Patientinnen mit OAB oder gemischter Inkontinenz vorstellig. In unsere retrospektive Studie konnten 112 Patientinnen eingeschlossen werden: 63 Patientinnen mit einer gemischten Belastungs- und Dranginkontinenz, 40 mit einer reinen Dranginkontinenz und 9 mit Frequency-Urgency-Syndrom. Die Patientinnen wurden im Januar 2008 bezüglich ihrer Zufriedenheit und der Effektivität der Therapie retrospektiv befragt.

Ergebnisse: Das durchschnittliche Alter der Patientinnen betrug bei Erstvorstellung 60 Jahre (30–86 Jahre). 24 Patientinnen waren zum Zeitpunkt der Erstvorstellung mit Elektrostimulation behandelt worden, 81 Frauen erhielten eine anticholinerge Medikation als Primärtherapie, bei 7 der Patientinnen wurde eine Kombinationstherapie angewendet.

Die anticholinerge Medikation wurde im Schnitt über 27,3 Monate (1 bis 71 Monate) eingenommen. 59% der Patientinnen waren mit der Therapie zufrieden, 48% der befragten Patientinnen hatten eine deutliche Besserung durch diese Therapie verspürt.

Die Elektrostimulation wurde dagegen durchschnittlich nur 9,8 Monate durchgeführt (1 bis 48 Monate). Nur 33% der Patientinnen waren mit der Therapie zufrieden. 21% der Befragten verspürten deutliche Besserung der Beschwerden.

x Patientinnen hatten zum Zeitpunkt der Befragung ihre primäre Therapie beibehalten, davon jedoch nur eine Patientin mit Elektrostimulation.

Schlussfolgerung: Der Langzeit-Effekt der konservativen Therapie der Dranginkontinenz zeigt einen Unterschied beider Methoden. Bei beiden Methoden konnte eine Besserung der Drangsymptomatik nachgewiesen werden. Die anticholinerge Medikation wird jedoch von den Patientinnen besser und länger akzeptiert. Dadurch ist die Compliance bei dieser Methode insgesamt deutlich höher.