Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P6_05
DOI: 10.1055/s-2008-1079223

Resultate operativer Maßnahmen beim Prolapsgeschehen der Frau – laparoskopische Sakrokolpopexie und transvaginale Polypropylenenetzeinlage im Vergleich

M Schäfer 1, F Pauli 1, A Wischnik 1
  • 1Frauenklinik, Klinikum Augsburg

Fragestellung: Ist die Prolapstherapie mittels Polypropylenenetzeinlage (TVM) (hier Prolift/gynecare) eine gleichwertige oder möglicherweise höherwertige Alternative bezüglich operativem Resultat, postoperativem Verlauf und subjektiver Patientinneneinschätzung zur Standardtherapie in Form der laparoskopischen Sakrokolpopexie (LSCP)?

Methodik: Insgesamt wurden 80 Patientinnen zwischen 39 und 85 Jahren untersucht. 40 davon wurden zwischen 2003 und 2005 mittels LSCP operativ versorgt und überwiegend retrospektiv erhoben und 2005/2006 erneut untersucht. Die zweite Gruppe wurde 2005/2006 mit einem TVM versorgt und wie die 1. Gruppe über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten beobachtet. Dabei erfolgte eine präoperative Primärerhebung mittels eines standardisierten Anamnesebogens und standardisierter Untersuchung, intraoperativer Befund- erhebung und – dokumentation, sowie standardisierten postoperativen Untersuchungen und Befragungen nach 3 und 6 Monaten.

Ergebnisse: Alle Patientinnen profitierten von dem jeweiligen Eingriff. Bei der Hälfte der mittels LSCP therapierten Pat. zeigte sich nach 6 Mon. ein Rezidiv in einem oder mehreren Kompartimenten, dagegen zeigten dies etwa 25% der TVM – Pat.. Ein signifikanter Unterschied ergab sich bei der Therapie von Defekten im vorderen Kompartiment, dort zeigte die Netzeinlage signifikant weniger Rezidive, ebenso ergab sich eine Rezidivfreiheit bei „totaler“ Netzeinlage (im vorderen und hinteren Kompartiment) Begleiterscheinungen wie Miktions- oder Defäkationsbeschwerden, Dyspareunie oder Missempfindungen waren in beiden Gruppen vergleichbar und zeigten keinen signifikanten Unterschied. Auch bezüglich der Erosionsrate ergab sich kein signifikanter Unterschied.

Schlussfolgerung: In Zusammenschau der operativen Resultate, der Rezidivraten, der Komplikationsraten und bezüglich der Angemessenheit gegenüber der Bedürfnisstruktur der Patientinnen zeigt sich in der Gegenüberstellung der beiden operativen Methoden eine vergleichbare Positionierung.

In Anbetracht der vielfältigen Ausprägungen des Krankheitsbildes und den patientenabhängigen Anspruch an die Sanierung wird deutlich, dass eine genaue Diagnosestellung mit vergleichbaren Parametern unerlässlich ist. Aufgrund der signifikanten Unterschiede bezüglich der Rezidivrate im vorderen Kompartiment ist eine vorsichtige Empfehlung einer Bevorzugung der transvaginalen Netzinstallation bei manifesten Defekten in diesem Segment zu erwägen.

Ein Integrieren der neuartigen Technik in die Reihe der Standardmethoden wäre sicherlich verfrüht, da Langzeitbeobachtungen noch ausstehen. Aufgrund der geringeren Invasivität, der kürzeren Liegedauern der Patientinnen und der bis heute ermutigenden Ergebnisse bezüglich der operativen Resultate und der Rezidivraten, könnte sich diese Methode als zukunftsträchtig beweisen, wenn auch die Langzeitbeobachtungen positive Daten erbringen.