Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P5_08
DOI: 10.1055/s-2008-1079214

SLNE beim DCIS: eine grundsätzlich sinnvolle Therapieoption?

R Stöcklein 1, G Holl 2, T Wagner 3, A Wischnik 1
  • 1Frauenklinik Klinikum Augsburg
  • 2Nuklearmedizinische Klinik Klinikum Augsburg
  • 3Pathologisches Institut Klinikum Augsburg

Fragestellung: Die Sentinellymphonodektomie (SLNE) ist beim Mammakarzinom ein minimalinvasives Verfahren zur Evaluation des Nodalstatus und kann die Axilladissektion (hohe Morbidität) ersetzen. Die Invasion ist bei einem DCIS (DCISM) unkalkulierbar und histologisch leicht zu übersehen. Zur Vermeidung der einem Up-staging nachfolgenden Axilladissektion bieten wir DCIS-Patienten mit Risikofaktoren die SLNE im Rahmen der Erst-opera-tion an.

Methodik: Von 02–2000 bis 12–2007 wurde bei 78 Patienten (Durchschnittsalter 59 Jahre mit der brustchirurgischen Sanierung eine SLNE durchgeführt. Zuvor war durch Vakuumbiopsie jeweils ein DCIS gesichert worden. Die Technik der SLN-Diagnostik erfolgte im Zwei-Tage-Protokoll mit Radionuklid (Nanocoll®). Am Operationstag wurde der SLN mittels Gammasonde aufgesucht und mit dem DCIS entfernt. Die histopathologischen Untersuchungen wurden erweitert durchgeführt.

Ergebnisse: Bei 77 von 78 Patienten gelang die Detektion eines SLN (98,7%). Im Mittel wurden 1,8 SLNs entfernt. Bei 71 Patienten bestätigte sich ein reines DCIS. Bei 7 DCISM fand sich ein mittlerer invasiver Anteil von 7,9mm. Bei zwei Patienten fanden sich Mikrometastasen im SLN ohne weiteren Lymphknotenbefall bei der folgenden Axilladissektion. In einem dieser Fälle war die Invasion nicht nachzuweisen. Bei einer weiteren Patientin fand sich bei SLN-Befall in der Axilladissektion eine weitere Metastase. Die durchschnittlichen Größen von DCIS (0–9,0cm) und DCISM (0–6,0cm) betrugen 2,5cm.

Schlussfolgerung: Bei 7 von 78 Patienten (9%) fanden sich histologisch invasive Anteile eines zuvor gesicherten DCIS. Dieses wurde in 85% als „high grade“ klassifiziert. Bei drei Patientinnen war der SLN positiv (4%), davon einmal ohne nachweisbare Invasion, und es schloss sich eine Axilladissektion an. Vier Frauen mit invasivem Anteil (5%) konnte diese bei negativem SLN erspart werden. Die ermittelten Größen von DCIS und DCISM waren gleich (2,5cm) und lagen weit unterhalb der für die Durchführung einer SLNE derzeit vorgeschlagenen Grenze. Wegen der fehlenden Möglichkeit zum Ausschluss einer invasiven Komponente halten wir die SLNE beim DCIS mit Risikofaktoren für grundsätzlich sinnvoll.