Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P5_02
DOI: 10.1055/s-2008-1079208

Angiosarkom der Mamma

M Uecker 1, J Geßlein 1, T Koch 1, C Brucker 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde, Klinikum Nürnberg, Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1, 90419 Nürnberg

Case-Report: Anamnese und Befund: Wir berichten über eine 86-jährige Patientin die sich nach einer BET und Radiatio bei Mamma-Carcinom 1999 mit blutigen Bullae im Bereich der rechten Mamma vorstellte. Die Bullae waren über die gesamte Brust verteilt, weiterhin fanden sich multiple kleine hämangiom-ähnliche Herde, z.T. mit spontanen Blutungen.

Untersuchungsergebnisse und klinischer Verlauf: In den durchgeführten Hautbiopsate zeigte sich ein wenig differenziertes Angiosarkom der Mamma, sonografisch mit Cutisverdickung und kleinknotigen Veränderungen in der Subcutis. Die Mammographie und -sonographie ergab keinen pathologischen Befund. Die durchgeführte Mastektomie ergab den histologischen Befund eines infiltrierenden, ausgedehnten gering differenzierten Angiosarkom (G3, R0) der Brusthaut. Aufgrund des Alters der Patientin führten wir keine weitere Therapie durch. Nach 1 Jahr musste aufgrund eines Rezidivs eine erneute Tumorextirpation durchgeführt werden.

Diskussion: Angiosarkome der Mamma machen ca. 0.04% aller Mammacarcinome aus. Sie treten gehäuft nach Bestrahlungen der Brust oder als Folge eines chronischen Lymphödems auf. Klinisch finden sich flache, tumoröse Veränderungen, z.T. mit hämangiom-ähnlichen Knoten.

Therapie der Wahl ist die radikale Operation. Die Prognose ist abhängig vom Differenzierungsgrad des Tumors. G3 Carcinome zeichnen sich durch ein schnelles Wachstum und eine frühe Metastasierung aus. Die Rezidivneigung nimmt mit sinkendem Differenzierungsgrad zu. G1 und G2 Carcinome sind nach 5 Jahren in 80% der Fälle rezidivfrei, G3 Carcinome nur in 5%. Angiosarkome metastasieren überwiegend hämatogen, Lymphknotenmetastasen gibt es nur in <5% der Fälle. Auf die Axilladissektion kann verzichtet werden. Radiatio und Chemotherapie beeinflussen das Gesamtüberleben nicht. Eine Radiatio ist zur Tumorkontrolle bei R1-Resektionen oder bei knappen Resektaträndern indiziert. Die adjuvante Chemotherapie ist keine Standardtherapie und sollte nur im Rahmen kontrollierter Studien erfolgen.