Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P4_11
DOI: 10.1055/s-2008-1079205

Patientinnen mit einem Mammakarzinom und ihre Ärztinnen und Ärzte unterscheiden sich in der Beurteilung des notwendigen Benefits von Therapieoption – Ergebnisse der Gut Informieren – Gemeinsam Entscheiden!-Studie

MP Lux 1, D Radosavac 1, TD Tänzer 1, H Kara 1, MR Bani 1, M Schrauder 1, DC Schmitt 2, R Haidinger 3, B Overbeck-Schulte 4, H Schulte 4, MW Beckmann 1, PA Fasching 1
  • 1Universitäts-Brustzentrum Franken (UBF), Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen
  • 2Mamazone e.V., Augsburg
  • 3Brustkrebs Deutschland e.V., München
  • 4Frauenselbsthilfe nach Krebs, Bundesverband e.V.

Fragestellung: Die Einschätzung des Therapievorteils von Patientinnen mit einem Mammakarzinom (MaCa) und ihren ÄrztInnen zeigt deutliche Unterschiede. Für eine gemeinsame Entscheidungsfindung sind genaue Kenntnisse über die unterschiedlichen Vorstellungen erforderlich. Diese wurden analysiert, um Empfehlungen abzuleiten.

Methodik: 6.938 Fragebögen wurden an onkologische ÄrztInnen und 8.485 Fragebögen an Patientinnen mit MaCa mit der Unterstützung der Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V., mamazone e.V., Brustkrebs Deutschland e.V., weiteren Selbsthilfegruppen und zahlreichen Brustzentren verteilt. Zudem war eine online-Teilnahme möglich. Anhand der gleichen 26 Fallbeispiele in kurativer Situation mit einem 5-Jahres-Gesamtüberleben (OS) von 60% oder 80% und in palliativer Situation wurden beide Kollektive bezüglich des geforderten Benefits befragt.

Ergebnisse: 2.065 Patientinnen und 470 ÄrztInnen haben den Fragebogen beantwortet. 90 Patientinnen und 55 Ärztinnen nahmen online teil. Das jeweilige geforderte Benefit der unterschiedlichen Therapieoptionen unterschied sich signifikant, sowohl bei guter als auch schlechterer Prognose (p<0,001). 64% aller Patientinnen forderten eine Steigerung des Benefits um >10% im Falle eines 5-Jahres-OS von 60%, während nur 30% der ÄrztInnen diese Verbesserung benötigten, um eine Chemotherapie zu indizieren. In Falle der endokrinen Therapie war der Unterschied noch größer. Während 57,7% eine Steigerung des OS um >10% benötigten, waren es lediglich 17,5% der ÄrztInnen.

Schlussfolgerung: Der geforderte Nutzen einer Therapieoption unterscheidet sich beträchtlich zwischen Patientinnen und ihren ÄrztInnen. ÄrztInnen waren häufiger mit niedrigeren Therapievorteilen zufrieden, während die meisten Patientinnen jeweils eine absolute Steigerung des OS um >10% forderten. Maßnahmen sind erforderlich, um die unterschiedlichen Sichtweisen von Patientinnen und ÄrztInnen näher zu bringen und eine gemeinsame Entscheidungsfindung zu ermöglichen.