Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P3_05
DOI: 10.1055/s-2008-1079188

Diagnose und Therapie eines Lungenkarzinoids in graviditate

S Rückert 1, C Hübener 1, C Deppe 1, HJ Stemmler 1, R Hatz 1, U Hasbargen 1
  • 1Perinatalzentrum Großhadern, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe -Großhadern, Klinikum der Universität München

Einleitung: Karzinoidtumore der Lunge machen ca. 1–2% aller resezierten Lungentumore aus. Alle Karzinoide sind grundsätzlich als maligne zu betrachten. Das Zehnjahresüberleben liegt je nach Grading zwischen 82–93% für das hochdifferenzierte und zwischen 35–60% für das atypische Karzinoid. Die primäre Therapie ist die komplette Resektion des Tumors.

Fallbericht: Bei einer 30-jährigen 3 Gravida 2 Para in der 25. SSW war bei therapieresistentem Husten bronchoskopisch der V.a. Karzinoid gestellt worden. Nach eingehender Beratung wurde in Abwägung zwischen Frühgeburtlichkeit und Tumorchirurgie eine Verlaufskontrolle durch MRT vereinbart. Bei Verdacht auf Progress im Kontroll-MRT wurde nach Steroidprophylaxe in der 31+0 SSW eine Unter- und Mittellappenresektion der rechten Lunge in Sectiobereitschaft durchgeführt. Hierbei zeigte sich ein lymphogen metastasiertes Karzinoid, pT2, pN2 (4/19LK), cM0, G1, R0. Im interdisziplinären Konsil wurde keine Indikation zu einer adjuvanten Therapie gesehen und die Schwangerschaft zunächst prolongiert. Bei mütterlicher Erschöpfung wurde die Geburt in der 36+0 SSW eingeleitet und ein gesundes Mädchen vaginal aus Beckenendlage entbunden. In einem postpartal durchgeführten PET-CT ergab sich kein Anhalt für einen Resttumor oder eine Filialisierung. Aktuell ist die Patientin weiter beschwerde- und seit 11 Monaten rezidivfrei.

Diskussion: Die Betreuung von Schwangeren mit malignen Erkrankungen stellt alle beteiligten Disziplinen vor eine große Herausforderung. In der vorliegenden Kasuistik wird der extrem seltene Fall eines Pulmonalkarzinoids in der Schwangerschaft vorgestellt. Häufig gilt es wie in diesem Fall zwischen Vermeidung extremer Frühgeburtlichkeit und bestmöglicher onkologische Therapie für die Mutter abzuwägen.