Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P2_09
DOI: 10.1055/s-2008-1079181

Ogilivie-Syndrom: Eine seltene und ernste Komplikation nach Sectio caesarea

C Müller-Aufdemkamp 1, K Huber 1, P Wolfrum-Ristau 1, S Sabus 1, T Fischer 1
  • 1Krankenhaus Landshut-Achdorf

Einleitung: Es wird ein Fall von Ogilivie-Syndrom, definiert als akute Pseudo-Obstruktion des Colons (ACPO), bei einer 19jährigen Patientin 1 Gravida 1 Para in der 35. Schwangerschaftswoche nach Sectio caesarea bei vorzeitigem Blasensprung mit Wehentätigkeit und beginnendem Amnioninfektionssyndrom, beschrieben.

Kasuistik: Bei der Patientin entwickelte sich in den ersten 72h post OP ein massiv geblähtes Abdomen mit deutlichem Peritonealreiz in allen vier Quadranten ohne Darmgeräusche.

Ein frühzeitiges Erkennen und eine schnelle Intervention des Ogilivie-Syndroms sind ausschlaggebend um die Morbidität und Mortalität zu minimieren. Es wurden die Laborparameter bestimmt, ein Ultraschall und eine Computertomographie durchgeführt. Unter dem dringenden Verdacht einer Peritonitis unklarer Genese wurde der Entschluss zur Re-Laparotomie gefällt. Intraoperativ zeigte sich eine massive Dilatation des gesamten Colonrahmens ohne erkennbare organbezogene Ursache. Es wurde eine Dekompression des Colons sowie postoperativ ein tägliches endoskopisches Absaugen durchgeführt.

Schlussfolgerung: Das Ogilivie-Syndrom ist eine seltene und ernste Komplikation nach Sectio caesarea oder anderen abdominalen Eingriffen mit einer Letalität von 15–20%, bei einer Ischämie oder Perforation sogar 36–50%. Es ist durch ein adynamisches nicht obstruiertes Colon gekennzeichnet, mit rascher Progression der Dilatation des Caecum und Colon transversum. Insgesamt werden ca. 23 kasuistische Fälle des Ogilivie-Syndroms nach Sectio caesarea in der Literatur beschrieben. Bei der Ätiologie und Pathogenese herrscht weitgehend Uneinigkeit, doch werden prädisponierende Faktoren diskutiert wie urologische, gynäkologische und orthopädische Eingriffe im Abdomen, Traumata im Retroperitonealraum, Sepsis, virale Infektionen und metabolische Faktoren, die eine Imbalance im autonomen Nervensystem in diesen Bereichen herbeiführen können.

Die am besten dokumentierte Therapie des APCO ist die intravenöse Gabe von Neostigmin. Der Erfolg konservativer Maßnahmen wird mit 20 bis 90% beschrieben. Ab einer Dilatation des Colon über 12cm Länge und bei Progression des Krankheitsbildes ist eine koloskopische Dekompression bzw. eine chirurgische Intervention erforderlich.