Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P2_08
DOI: 10.1055/s-2008-1079180

ROTEM-Einsatz in der Geburtshilfe

I Alba Alejandre 1, V von Bodungen 1, F Kainer 1
  • 11. Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, Maistr. 11, 80331München

Fragestellung: Bei welchen Krankheitsbildern kann ROTEM® eine wertvolle Zusatzdiagnostik in der Geburtshilfe sein?

Methodik: Die Thromboelastometrie (ROTEM®) ermöglicht am Krankenbett die Beurteilung der Plättchenfunktion, der Koagulation und der Funktion des fibrinolytischen Systems. Studien mit Schwangeren konnten zeigen, dass ROTEM® bei komplexen haemostasiologischen Störungen verschiedener Komplikationen der Schwangerschaft wie Präeklampsie, HELLP, idiopathische thrompozytische Purpura und abruptio placentae mit DIC erfolgreich für Diagnostik und Therapiemonitoring eingesetzt werden kann.

Ergebnisse: Am Beispiel des Falles einer 27j. 3G, 1P konnten wir den Nutzen von ROTEM® bei V.a. Fruchtwasserembolie zeigen. Die Patientin stellte in der 34+1 SSW mit Plazenta praevia totalis mit percreten Anteilen vor. In der 37. SSW wurde eine primäre Sectio durchgeführt. Unmittelbar nach der Entwicklung des Kindes war die Patientin plötzlich hypoton und im Schock. Die Patientin wurde mit V.a. FWE medikamentös reanimiert. Im ROTEM® zeigte sich eine systemische Gerinnungsstörung ohne Clotbildung mit deutlichem Hyperfibrinolyse. Intraoperativ kam es zwar am Plazentarrand zu einer mäßig starken Blutung, die jedoch den instabilen Zustand der Patientin nicht erklären konnte. Nach 3stündiger OP konnte die Patientin auf Intensiv verlegt werden. Im postoperativen Verlauf traten unstillbare Blutungen auf, so dass die Patientin revidiert und hysterektomiert werden musste. Der weitere Verlauf war unauffällig.

Schlussfolgerung: Zusammengefasst ist ROTEM® im geburtshilflichen Alltag noch nicht vollständig angekommen. Die bisher verfügbaren Studien und unsere eigenen Fälle zeigen jedoch, dass ROTEM® ein wichtiges, komplementäres Werkzeug in der Diagnostik und der Therapiesteuerung haemostasiologischer Komplikationen in der Geburtshilfe sein kann.