Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P2_03
DOI: 10.1055/s-2008-1079175

Autoimmune Meningoenzephalitis in der Schwangerschaft

K Knab 1, M Baumann 1, C Brucker 1
  • 1Klinikum Nürnberg

Kopfschmerzen in Schwangerschaft und Wochenbett mit neurologischer Ausfallssymptomatik sind ein ernstzunehmendes Krankheitsbild. Anhand einer Kasuistik soll die Problematik des klinischen Managements und differentialdiagnostischer Überlegungen aufgezeigt werden.

Eine 40-jährige Erstgravida wurde nach rechnerisch 38+5 SSW mit Kopfschmerzen, linksseitiger Armlähmung und Somnolenz in unsere Klinik eingewiesen. Sonographisch zeigte sich eine fetale Wachstumsretardierung (<3. Perzentile) mit Wachstumsstillstand und reduzierter Fruchtwassermenge. CTG, fetale und maternale Dopplerindices waren unauffällig. Anamnestisch war die Patientin wegen eines malignen Melanoms (ED 1995, pT3, Clark Level IV, Primärtumor am rechten Unterschenkel, seit 6J komplette Remission) operiert, bestrahlt und mit Chemotherapeutika behandelt worden. Vor 3 Jahren war eine Unterschenkelthrombose aufgetreten.

Die Verdachtsdiagnosen Sinusvenenthrombose bzw. mögliche Filialisierung des Melanoms konnten mittels Phasenkontrastangiograhie und MRT ausgeschlossen werden. Eine vermutete Todd'sche Parese blieb nach EEG-Befund unbestätigt.

Bei zunehmender Somnolenz und Verdacht auf Plazentainsuffizienz wurde die primäre Sectio caesarea indiziert. Das 2480g (<3. Perzentile) schwere, gesunde Mädchen (NS-pH art. 7,37, BE -0, APGAR 7/8/8) wurde wegen Anpassungsproblemen in die Kinderklinik übernommen.

Postoperativ erbrachte eine Liquorpunktion den Verdacht auf eine virale Meningitis. Bei unbekanntem Erreger erfolgte die Initiierung einer Kombinationstherapie mit Rocephin, Binotal und Zovirax sowie der primären Laktationsinhibition.

Trotz rückläufiger Somnolenz unter o.g. systemischer Therapie ergab sich eine Befundbesserung erst nach Cortisonapplikation, wodurch sich die Verdachtsdiagnose einer autoimmunen Meningoenzephalitis ergab. Dies bestätigte sich in einer zweiten Liquorpunktion mit erhöhten Autoantikörper (Asialo-GM1-IgM, Gangliosid-GT1b-IgM).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kopfschmerzen und neurologische Ausfälle in der Schwangerschaft ätiologisch vielfältig sind, die Diagnose erschließt sich oft nur durch ein differentialdiagnostisch geleitetes Management.