Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P1_05
DOI: 10.1055/s-2008-1079168

AMH als prognostischer Faktor für die ovarielle Antwort nach kontrollierter ovarieller Hyperstimulation

R Pavlik 1, S Hecht 1, C Walter 1, P Lohse 2, U Noss 3, CJ Thaler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München-Großhadern
  • 2Institut für Klinische Chemie, Klinikum der Universität München-Großhadern
  • 3Zentrum für Reproduktionsmedizin, München

Fragestellung: Das Anti-Müller-Hormon (AMH) gehört zur Gruppe der transformierenden Wachstumsfaktoren und übernimmt im Organismus unterschiedliche Funktionen. Beim weiblichen Geschlecht wird AMH in den Granulosazellen heranwachsender Follikel gebildet, und hemmt die Rekrutierung von Primordialfollikeln, wodurch die frühzeitige Ausschöpfung des Follikelpools verhindert wird. Aktuelle Arbeiten konnten zeigen, dass zwischen der AMH-Serumkonzentration am Tag 3 im natürlichen Zyklus und der ovariellen Reserve ein signifikanter Zusammenhang besteht. Wir haben untersucht, ob die AMH Konzentration im kontrollierten ovariellen Hyperstimulationszyklus für IVF/ICSI mit der Anzahl der gewonnenen Oozyten korreliert.

Methodik: Es wurden insgesamt 88 Patientinnen eingeschlossen, bei denen IVF/ICSI aufgrund männlicher Subfertilität (n=51) oder tubarer Sterilität (n=37) durchgeführt wurde. Alle Frauen wurden im long protocol mit rekombinantem FSH unter Downregulation der Hypophyse mit einem GnRH-Superagonisten stimuliert.

Die Blutentnahme zur AMH-Bestimmung erfolgte nach Tag 10 der Behandlung mit dem GnRH-Superagonisten und vor dem Beginn der Gonadotropintherapie. Die AMH-Serum-Konzentration wurde mittels eines kommerziellen ELISA-Kits (DSL, Sinsheim, Deutschland) gemessen und anschließend mit dem Alter der Patientinnen und der nach Follikelpunktion gewonnenen Eizellzahl korreliert.

Ergebnisse: Das durchschnittliche Alter der Patientinnen betrug 37±4,2 Jahre. Die mittlere AMH-Konzentration lag bei 1,33±0.99ng/ml. Die Anzahl der gewonnenen Eizellen nach Follikelpunktion korrelierte hoch signifikant mit der AMH-Serumkonzentration (p<0.001; r2=0,476) und negativ mit dem Alter der Studienteilnehmerinnen (p<0,004; r2=0,097). Die multilineare Regressionsanalyse zeigte dass die Parameter AMH und Alter unabhängig voneinander mit der Oozytenanzahl korrelieren.

Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen der AMH-Serumkonzentration am Tag 3 des Stimulationszyklus und der Oozytenzahl. Dies legt die Nutzung von AMH zur Optimierung von Stimulationsprotokollen im Rahmen der assistierten Reproduktion nahe.