Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P1_02
DOI: 10.1055/s-2008-1079165

Einfluss von Polymorphismen auf das ovarielle Überstimulationssyndrom und die Fertilität von Frauen

H Binder 1, R Dittrich 1, I Hager 1, A Müller 1, S Oeser 1 MW Beckmann 1 et al
  • 1Universitätszentrum für Fortpflanzungsmedizin Franken (UFF), Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Labor für Molekulare Medizin, Universitätsstr. 21–23, 91054 Erlangen

Fragestellung: OHSS entsteht meist als Komplikation bei der ovariellen Stimulation zu Methoden der in-vitro-Fertilisation. Die Inzidenz wird mit 0,6–14%, und das schwere OHSS mit 0,2–5% angegeben. Die Symptome sind vergrößerte multizystische Ovarien, Ödeme, Aszites und eine deutlich erhöhte Inzidenz von thromboembolischen Ereignissen mit der Gefahr eines vitalen Ausgangs.

Follikelstimulierendes Hormon (FSH) stimuliert über einen Membran-assoziierten Rezeptor (FSHR) die Granulosazellen und ist grundlegend erforderlich für die Funktion der Gonaden. In bestimmten Familien kommt es zum spontanen OHSS während einer Schwangerschaft. Die Ursache sind Punktmutationen wie z.B. der T449I-Polymorphismus der die Struktur und Funktion des FSHR verändert. Diese Veränderung des FSHR's könnten eine erhöhte Sensibilität für hCG und ggf. auch andere Hormone zu bewirken. Ungeklärt ist bisher die Frage inwieweit OHSS Patientinnen unter Stimulation, möglicherweise auch Sterilitätspatientinnen veränderte FSHR haben. Andererseits könnte auch eine veränderte Aromatase durch die verminderte Umwandlung von Androgenen zu Östrogenen zu einer Störung der Fertilität führen.

Methodik: In dieser Arbeit wurden die funktionellen Polymorphismen oder kodierende SNPs (cSNPs) des FSHR: I160T, A189V, T449I (refSNP ID: rs28928870) and N680S (refSNP ID: rs6166), sowie CYP19A1 rs10046 in einer Korte von 91 OHSS-Patientinnen mit 88 IVF-Patientinnen die kein OHSS entwickelten und 97 Frauen die eine normale Schwangerschaft ausgetragen haben, verglichen. Dazu wurde aus den Blutproben die DNA isoliert, spektrophotometrisch quantifiziert und anschließend auf das Vorliegen der Polymorphismen mittels Realtime-PCR in einem ABI7000 analysiert.

Ergebnisse: Die Polymorphismen A189V und T449I sind in der OHSS- und Kontrollgruppen gleich häufig vertreten. N680S ist mit 84,6% (heterozygot und homozygot mutiert), etwa gleich häufig in der IVF-Kontrolle (82,6%) und etwas häufiger als in der Schwangerenkontrollgruppe (75,2%). Die homozygot mutierten sind allerdings nur halb so häufig in der Schwangerenkontrollgruppe vertreten. I160T konnte 5x heterozygot und einmal homozygot mutiert in der OHSS, sowie 5x heterozygot in der IVF-Kontrollgruppe aber nie in der Schwangerenkontrollgruppe nachgewiesen werden. CYP19A1 rs10046, zeigte keine unterschiedlichen Verteilungsmuster.

Schlussfolgerung: Bestimmte Formen der Sterilität könnten durch funktionelle Veränderungen des FSHR verursacht werden, wie am Beispiel von N680S und I160T gezeigt.

Die untersuchte Genvariation der Aromatase sind weder mit Sterilität noch OHSS assoziiert.

Alle untersuchten Genvarianten sind nicht geeignet, um ein iatrogenes OHSS vorherzusagen.