Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - V3_08
DOI: 10.1055/s-2008-1079159

Pränatales „Musikerleben“ von Mutter und Kind – eine Pilotstudie

J Knabl 1, N Bindl 1, M Heinrigs 1, W Mastnak 1, F Kainer 1
  • 1Frauenklinik der LMU München-Innenstadt, Maistr.11, 80337München

Fragestellung: Aus Tierexperimenten und klinischen Studien weiß man, dass Feten ab der 26+0 SSW anfangen auf ihre Geräuschumgebung zu reagieren (1,2). Weiterhin gewinnen pränatales Lernen und Erkenntnisse über die auditive Verarbeitung zunehmend an Bedeutung. Ziel der im Perinatalzentrum der LMU München durchgeführten Studie ist es zu untersuchen, ob und wenn ja welchen Einfluss Musik auf den Fetus hat: Es wird die Abhängigkeit von der Art der Beschallung (direkt-indirekt), der Art der Musik (klassische Musik vs. Populärmusik), und die Repetition der Beschallung untersucht. Gleichzeitig werden die Auswirkungen einer musikalische Beschallung von Mutter und Kind auf das Befinden der Mutter untersucht.

Methodik: Mit einer handelsüblichen Musikanlage werden durch zwei Kopfhörer Mutter und Fetus gleichzeitig beschallt. Die Patientin wählt eine beliebige Lautstärke, der am mütterlichen Abdomen in der Nähe des fetalen Kopfes angebrachte Kopfhörer beschallt mit 80–110 dB Lautstärke. Dieser Schallpegel ist in der Literatur als sicher beschrieben und ist gleichzeitig laut genug um die mütterlichen Bauchdecken zu durchdringen. Die fetalen Reaktionen werden durch Kineto-CTG und sonographische Bewegungsmusteraufzeichnung analysiert. Außerdem wird der Unterschied zur vibroakustischen Stimulation untersucht. Das Befinden der Patientin wird vor und nach der Studie mit einem Fragebogen evaluiert.

Ergebnisse: Anhand von 3 „Pilotpatientinnen“ konnte der Untersuchungsaufbau entwickelt und optimiert werden. Die bisherigen Ergebnisse zeigen Hinweise, dass Herzfrequenz und kindliche Bewegung durch Musik verändert werden, der Fetus somit in der Lage sein kann auch schon intrauterin auf Musik zu reagieren.

Schlussfolgerung: Der hier gezeigte Untersuchungsaufbau stellt eine Stimulation des Kindes durch Musik sicher. Inwiefern musikalische Beschallung auf die fetalen Reaktionen Einfluss nimmt, soll in einer größeren Folgestudie eingehend untersucht werden.

[1] Birnholz, J. C. and B. R. Benacerraf, The development of human fetal hearing. Science, 1983. 222(4623): p.516–8.

[2] Querleu, D., X. Renard, and G. Crepin, [Intra-uterine sound and fetal auditory perception]. Bull Acad Natl Med, 1981. 165(5): p.581–8.