Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - V3_06
DOI: 10.1055/s-2008-1079157

3D-Pelvimetrie zur Prädiktion des cephalopelvinen Missverhältnisses

M Lenhard 1, TRC Johnson 2, S Weckbach 2, K Nikolaou 2, K Friese 1, U Hasbargen 1
  • 1Gynäkologie und Geburtshilfe
  • 2Radiologie, Klinikum Grosshadern, Marchioninistraße 15, 81377München

Fragestellung: Ziel der Studie ist es, den diagnostischen Wert der Pelvimetrie in der Prädiktion der Dystokie aufgrund eines cephalopelvinen Missverhältnisses zu ermitteln.

Methodik: 50 Patientinnen, die wegen postpartaler Komplikationen zwischen 01/2002 und 09/2007 im CT untersucht wurden, wurden in die retrospektive Auswertung eingeschlossen. Alle CTs wurden an 4, 16 oder 64 Zeilen-Spiral-CTs durchgeführt. Für alle Patientinnen liegen kontinuierliche 5mm dicke Schichtbilder ohne Schichtlücke im PACS-Archiv vor. Die Patientenakten wurden hinsichtlich des Geburtsverlaufs ausgewertet und drei Gruppen unterschieden: Patientinnen mit unauffälliger Spontangeburt (A), Dystokie wegen cephalopelvinen Missverhältnisses (B) und Patientinnen, die zu keiner der beiden Gruppen gehörten, z.B. bei elektiver Sektio (C). Verschiedene beschriebene Indices zur Prädiktion des cephalopelvinen Missverhältnisses wurden geblindet angewandt, um ihre diagnostische Genauigkeit zu ermitteln.

Ergebnisse: Die meisten pelvimetrischen Maße zeigen keine signifikanten 0,5 vs. 12,0+/-1,2cm±Unterschiede zwischen Gruppe A (n=7) und B (n=20) mit 11,8 für Conjugata obstetrica, interspinaler Abstand 10,8+/-0,7 vs. 10,6+/-0,6; intertuberöser Abstand 12,2 +/-1,1 vs. 11,7 +/-0,8cm; Beckeneingang quer 12,9+/-0,7 vs. 12,7 +/-1,1cm und sagittaler Beckenausgang 12,0+/-0,9 vs. 11,5+/-0,8cm. Der einzige signifikante Unterschied ist für den sagittalen Durchmesser in Höhe der Processus spinosi (q) nachweisbar mit 12,6+/-0,7 vs. 11,9+/-0,6cm (p=0.0149, Mann-Whitney-U). Die ROC-Analyse der vorbeschriebenen Indices zur Prädiktion des cephalopelvinen Missverhältnisses ergibt Flächen unter der Kurve zwischen 0,50 und 0,66. Die ROC-Kurve für q zeigt eine Fläche von 0,78 mit einer Sensitivität von 90% bei 63% Spezifität.

Schlussfolgerung: Die Beckenmaße von Frauen, bei denen eine Dystokie aufgrund eines cephalopelvinen Missverhältnisses auftritt, unterscheiden sich bezüglich der Beckenmaße nur gering im Vergleich zu Frauen, die spontan vaginal entbinden. Der sagittale Durchmesser in Beckenmitte auf Höhe der Processus spinosi zeigt jedoch Potential für die Prädiktion eines Missverhältnisses. Diese Ergebnisse bedürfen der Verifikation durch prospektive Studien, vorzugsweise in der MRT-Pelvimetrie.