Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - V3_02
DOI: 10.1055/s-2008-1079153

Die Plazenta percreta als Komplikation bei Zustand nach Sectio

M Franitza 1, C Kirschbaum 1, T Jung 1, R Stöcklein 1, E Knöpfle 2, A Wischnik 1
  • 1Frauenklinik Klinikum Augsburg und Hebammenschule, Stenglinstraße 2, 86156 Augsburg
  • 2Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Klinikum Augsburg, Stenglinstraße 2, 86156 Augsburg

In der nachfolgenden Kasuistik soll dargestellt werden, dass die Plazenta percreta eine ernstzunehmende Komplikation bei Zustand nach Sectio sein kann.

Die 38-jährige III-Gravida/II-Para wurde vom niedergelassenen Kollegen zur gemeinsamen Betreuung in der Schwangerschaft vorgestellt. Aus der Anamnese der Patientin ist zu berichten, dass sie 2003 eine primäre Sectio wegen Beckenendlage und 2004 eine Notsectio bei Uterusruptur bei bestehender Drillingsschwangerschaft in der 29. Schwangerschaftswoche erhalten hatte. Beide Schwangerschaften sind nach IVF-Behandlung eingetreten.

Nun kam es zum spontanen Eintritt dieser Schwangerschaft. Bereits im Verlauf wurde bei den Kontrollultraschalluntersuchungen die Diagnose einer Plazenta percreta bei Vorderwand Placenta praevia totalis gestellt. In der Kernspintomographie konnte noch eine schmale Lamelle zur Harnblase hin diagnostiziert werden.

In der 32+1 Schwangerschaftswoche kam es zu einer vaginalen Blutung, die sistierte. Die Lungenreife konnte durchgeführt und abgeschlossen werden. In der 32+4 Schwangerschaftswoche wurde elektiv die primäre Sectio durchgeführt. Primär war geplant, die Plazenta in utero zu belassen und durch eine nachfolgende Chemotherapie zur Regression zu bringen. Operationstechnisch wurde mit einem fundalen Längsschnitt eingegangen und das Kind problemlos entwickelt. Es kam jedoch zu einer Teilablösung der Plazenta, so dass im weiteren Verlauf die Hysterektomie durchgeführt werden musste. Es kam dabei zu einem erheblichen Blutverlust, so dass die Hysterektomie nach Anschlingen und vorübergehender Unterbrechung der Aa. iliacae int. beidseits zu Ende geführt werden konnte. Die Harnblase konnte erhalten werden, da es sich intraoperativ bestätigte, dass die Plazenta die Uteruswand zwar durchwandert hat, aber die schmale Lamelle zur Harnblase erhalten blieb. Die Patientin erholte sich rasch von dem Eingriff, das Neugeborene entwickelte sich unauffällig.

Schlussfolgerung: Eine genaue OP-Planung und eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit ist unerlässlich.

Bei der erheblichen Zunahme der Sectiozahlen wird in Zukunft mit mehr Komplikationen im Zustand nach Sectio zu rechnen sein und es muss im Vorfeld die Plazentalokalisation und Eindringtiefe abgeklärt werden.