Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - V1_08
DOI: 10.1055/s-2008-1079139

GnRh-Agonisten zur Ovarprotektion bei onkologischen Therapie – Die simultane Applikation eines GnRH-Antagonisten kann den FSH/LH „flare up“ eines GnRH-Agonisten verringern

T Frambach 1, S Blissing 1, M Wamsler 1, J Dietl 1, M von Wolff 1
  • 1Universitäts- Frauenklinik Würzburg, Josef-Schneider Str. 4, 97078 Würzburg

Fragestellung: Als Nebenwirkung resultiert bei prämenopausalen Patientinnen nach Applikation einer Chemotherapie häufig eine Amenorrhoe. Möglichkeiten eines Fertilitätserhalts stellen die Durchführung einer Stimulationsbhandlung mit Oozyten-Kryokonservierung oder die Kryokonservierung von Ovargewebe dar. Durch die Gabe eines GnRH-Agonisten während der Chemotherapie kann eine Ovarschädigung ggf. reduziert werden. GnRH-Agonisten sollten jedoch aufgrund der initialen FSH/LH-Freisetzung (flare up) mindestens 1 Woche vor Beginn der Chemotherapie appliziert werden. Bei vielen onkologischen Erkrankungen kann diese Empfehlung allerdings nicht eingehalten werden. Ob die Intensität des „flare up“ durch die simultane Gabe eines GnRH-Antagonisten vermindert, oder sogar vollständig aufgehoben werden kann, sollte in der vorliegenden Studie untersucht werden.

Methodik: In der prospektiven Studie wurde bei Patientinnen mit bevorstehender Gabe einer Chemotherapie ein GnRH-Agonist alleine, oder zusammen mit einem GnRH-Antagonisten appliziert. Gruppe I: Applikationsbeginn der Chemotherapie <1 Woche nach Gabe eines GnRH-Agonisten. Bei diesen Patientinnen wurde simultan ein GnRH Antagonist über 6 Tage verabreicht. Gruppe II: Applikationsbeginn der Chemotherapie ≥1 Woche nach Gabe eines GnRH-Agonisten. Bei diesen Patientinnen wurde auf die zusätzliche Gabe eines GnRH-Antagonisten verzichtet. An dem Tag der GnRH-Applikation und an den folgenden Tagen 2, 4, 6 und 8 wurden die FSH, LH und E2-Serumwerte der Patientinnen bestimmt. Ausschluss-kriterien waren die Einnahme einer Pille, Z.n. ovarieller Stimulationsbehandlung, Z.n. Abruptio, Z.n. Kryokonservierung von Ovargewebe.

Ergebnisse: Gruppe I (n=11) wies ein Alter von 28.3±5.1 Jahren auf. Bei 3 von diesen 11 Patientinnen (27%) kam es zu einem signifikanten Anstieg der FSH- Werte. Gruppe II (n=6) wies ein Alter von 29.7±10.3 Jahren auf. In dieser Gruppe kam es bei 4 von 6 Patientinnen (66%) zu einem signifikanter Anstieg der FSH-Werte. Der durchschnittliche Anstieg der FSH-Werte betrug am Tag 2 in der Gruppe I 23% und in der Gruppe II 82%. Auch für die LH- und E2-Werte konnte in der Gruppe I ein verminderter Anstieg registriert werden.

Schlussfolgerung: Die simultane Applikation eines GnRh-Agonisten und eines GnRH-Antagonisten kann den FSH/LH „flare up“ reduzieren. Bei Verwendung eines GnRH-Agonisten als fertilitätsprotektive Maßnahme sollte bei der Notwendigkeit eines schnellen Therapiebeginns die simultane Gabe eines GnRH-Antagonisten in Erwägung gezogen werden.