Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - V1_07
DOI: 10.1055/s-2008-1079138

Die Transplantation von kryokonserviertem Ovarialgewebe als Option des Fertilitätserhaltes bei Kerbserkrankungen: Erfahrungen aus der Transplantation von humanem ovariellen Gewebe auf die immundefiziente Maus und eine 30-jährige Patientin

R Dittrich 1, A Mueller 1, I Hoffmann 1, PG Oppelt 1, MW Beckmann 1
  • 1Frauenklinik, Universitäts-Klinikum Erlangen, D-91054 Erlangen

Fragestellung: Die Erhaltung der Fertilität von jungen Krebspatientinnen vor einer zytotoxischen Behandlung ist in den letzten Jahren vermehrt in das Interesse der wissenschaftlichen Forschung gelangt. Die Zerstörung der Eizellen durch eine Chemo- und/oder Radiotherapie kann durch die Kryokonservierung von ovariellem Gewebe verhindern werden. Eine spätere Schwangerschaft kann durch die entweder orthotope oder heterotope Retransplantation des aufgetauten Gewebes erreicht werden.

Methodik: Ovarialgewebe wurde unter Verwendung eines langsamen Einfrierverfahrens mit einer Kühlrate von 0,3°C/min kryokonserviert und in flüssigem Stickstoff gelagert. Nach dem Auftauen wurden Referenzgewebeproben in SCID-Mäuse xenotransplantiert, um das Überleben des Gewebes nach Kryokonservierung und Transplantation zu demonstrieren. Einer Patientin mit Kinderwunsch nach Zustand eines Analkarzinoms wurde 21/2 Jahre nach Kryokonservierung eigenes Ovarialgewebe orthotop retransplantiert. Es handelt sich hierbei um die erste Retransplantation von Ovarialgewebe mit dem Ziel der Erfüllung des Kinderwunsches in Deutschland.

Ergebnisse: In allen Transplantaten in den immundefizienten Tieren konnten Follikel in allen Entwicklungsstadien nachgewiesen sowie verschiedene Stimulationsprotokolle zum besseren Überleben der Follikel nach Transplantation getestet werden. Bei der Patientin zeigten sich ab dem 5 Monat nach Transplantation regelmäßige Zyklen mit regelmäßiger menstrueller Blutung. Der Hormonverlauf wird dargestellt.

Schlussfolgerung: Eine refertilisierende Maßnahme nach überstandener Krebserkrankung ist die Retransplantation von kryokonserviertem ovariellen Gewebe. Die endokrine Aktivität des Ovarialgewebes nach Retransplantation beweist, dass die Kryokonservierung von Ovarialgewebe eine durchführbare Möglichkeit des Fertilitätserhalts bei zytotoxischer Behandlung aufgrund einer Krebserkrankung darstellt.