Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - V1_06
DOI: 10.1055/s-2008-1079137

Doping für den Feten? Expression von Erythropoetin und Erythropoetin Rezeptor in normaler und gestörter Schwangerschaft

A Fischl 1, B Toth 1, C Scholz 1, S Kunze 1, U Jeschke 1, K Friese 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Klinikum Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität, Maistraße 11, 80337München

Fragestellung: Erythropoetin (Epo) reguliert die Anzahl der zirkulierenden Erythrozyten und wird daher als Dopingsubstanz im Radsport und anderen Sportarten eingestetzt. Der Erythropoetin Rezeptor (Epo-R) wird nur in bestimmten Organen exprimiert, zu denen auch der Uterus gehört. Gegenstand der aktuellen Studie sind Unterschiede in der Expression von Epo und Epo-R in normaler und gestörter Schwangerschaft (Aborte und Blasenmole) des ersten Trimenons.

Methodik: In Paraffin eingebettetes Plazentagewebe von unauffälligen Frühschwangerschaften, Aborten und Blasenmolen aus dem ersten Trimenon wurde hinsichtlich der Expression von Epo und Epo-R mittels Immunohistochemie untersucht. Die Intensität und das Verteilungsmuster von Epo und Epo-R wurde mithilfe einer semiquantitativen Methode (Immunreaktiver Remmele Score) analysiert.

Ergebnisse: Die Expression von Epo-R war hochreguliert im villösen Trophoblasten (VT) des Abortgewebes im Vergleich zur normalen Früschwangerschaft (p=0.002). Bei Plazenten von Blasenmolen war die Expression von Epo-R im VT ebenso significant erhöht im Vergleich zur normalen Schwangerschaft (p<0.001). Im extravillösen Trophoblasten (EVT), war nur die Expression von Epo, nicht von Epo-R im Abortgewebe (p=0.006), ebenso wie in der Blasenmole (p=0.041) gegenüber der normalen Schwangerschaft hochreguliert. Sowohl in der Blasenmole als auch im Abortgewebe war die Expression von Epo (p=0.041; p=0.018) und Epo-R (p=0.007; p=0.015) in der Dezidua erhöht im Vergleich zur unauffälligen Frühschwangerschaft.

Schlussfolgerung: Die Expression von Epo und Epo-R war sowohl im Abortgewebe als auch bei der Blasenmole erhöht. Inwiefern die Hochregulierung einen sekundären Effekt aufgrund einer plazentaren Hypoxie darstellt oder Teil des Abortgeschehens ist muss durch weitere Untersuchungen geklärt werden. Die erhöhte Expression von Epo/Epo-R im Trophoblasten der Blasenmole kann durch die hohen Proliferationsraten dieses Gewebes erklärt werden.