Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - V1_03
DOI: 10.1055/s-2008-1079134

Erhöhte Anti-Müller-Hormon (AMH)-Konzentrationen im Serum von Trägerinnen der MTHFR-C677T-Mutation

S Hecht 1, R Pavlik 1, J Wernecke 1, P Lohse 2, U Noss 3, CJ Thaler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München-Großhadern
  • 2Institut für Klinische Chemie, Klinikum der Universität München-Großhadern
  • 3Zentrum für Reproduktionsmedizin, München

Fragestellung: Wir konnten zeigen, dass Trägerinnen der MTHFR-C677T-Mutation bei der kontrollierten ovariellen Hyperstimulation im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung einen deutlich erhöhten FSH-Bedarf, erniedrigte Serum-Östradiol-Konzentrationen und weniger reife Oozyten aufweisen. Dieser Effekt könnte auf eine Verminderung der FSH induzierten Follikulogenese und Aromataseaktivität zurückzuführen sein. Neueste Arbeiten deuten darauf hin, dass AMH, ein dimeres Glykoprotein der TGFß-Familie, das FSH induzierte Follikelwachstum und die Genexpression der Aromatase hemmt. Wir haben untersucht, ob die MTHFR-C677T-Mutation einen direkten Einfluss auf die AMH-Konzentration im Serum hat.

Methodik: Es wurden 92 IVF/ICSI-Patientinnen mit Tubenfaktor (n=43) oder andrologischem Faktor (n=49) untersucht.

Die Stimulation erfolgte nach dem long protocol mit rekombinantem FSH unter Downregulation der Hypophyse mit einem GnRH-Superagonisten Die Blutentnahme zur AMH-Bestimmung erfolgte nach Tag 10 der Behandlung mit dem GnRH-Superagonisten und vor dem Beginn der Gonadotropintherapie. Die AMH-Serum-Konzentration wurde mittels eines kommerziellen ELISA-Kits (DSL, Sinsheim, Deutschland) gemessen. Die MTHFR-C677T-Genotypisierung erfolgte mithilfe der Polymerase-chain-reaction durch Digestion von PCR-amplifizierten DNA Fragmenten.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Studienpopulation betrug 37±4,6 Jahre. Der Wildtyp (C/C) trat bei 39% (n=36) der Patientinnen auf. 45% (n=41) waren heterozygot (C/T) und 16% (n=15) waren homozygote Trägerinnen des T-Allels (T/T). Die AMH-Serum-Konzentration war bei homozygoten T/T Frauen mit 2,34±1,48ng/ml signifikant höher als bei den normalen (C/C)- (1,25±0,89ng/ml; p=0,012) und den heterozygoten (C/T)-Patientinnen (1,53±1,44ng/ml; p=0,047).

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass homozygote Trägerinnen des MTHFR-677T-Allels signifikant höhere AMH-Serum-Konzentrationen aufweisen. Angesichts seines FSH-hemmenden Effekts könnten die erhöhten Konzentrationen von AMH bei MTHFR 677T Patientinnen erklären, warum diese Patientinnen im Rahmen der ovariellen Hyperstimulation einen erhöhten rec-FSH Bedarf bei gleichzeitig verminderter ovarieller Reaktion aufweisen.