Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - PP13
DOI: 10.1055/s-2008-1079099

Stillberatung auf der kinderkardiologischen Intensivstation – welche Bedeutung hat die Ernährung mit Muttermilch für das herzkranke Kind?

S Tilsner 1
  • 1Kinderintensivstation, Herzzentrum Leipzig GmbH, Leipzig

Hintergrund: Fehlbildungen des Herzens und der großen Gefäße gehören zu den häufigsten Organfehlbildungen. Liegt bei einem Säugling eine kardiale Erkrankung vor, muss dieser meist primär auf einer Intensivstation betreut werden und es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die vorliegenden Probleme auch die Ernährung beeinflussen werden. Muttermilch (MM) ist wegen ihrer ausgewogenen Nährstoffzusammensetzung, ihrer immunologisch wirksamen Bestandteile sowie der enthaltenen Hormone und Wachstumsfaktoren die ideale Nahrung für alle Säuglinge. Fragestellung: Welchen Stellenwert nimmt die Ernährung herzkranker Säuglinge während einer intensivmedizinischen Betreuung ein? Welche Vorteile bietet eine Ernährung mit Frauenmilch (FM) bzw. MM gegenüber der Ernährung mit Formulanahrung? Und wie wichtig ist die Stillberatung auf der kinderkardiologischen Intensivstation? Material/Methode: Es werden die besonderen Bedürfnisse herzkranker Säuglinge verdeutlicht, die auf Grund der körperlichen Einschränkungen auch die Ernährung betreffen. Der Vergleich der biochemischen Zusammensetzung von FM und Formulanahrung verdeutlicht die Unterschiede im Hinblick ihrer Verwertbarkeit und organischen Belastung. Außerdem wird die postnatale Mutter-Kind-Beziehung bei einem Säugling mit Vitium cordis kurz dargestellt. Ergebnisse/Dikussion: Trotz der allgemein bekannten Vorteile der Muttermilchernährung, gibt es kaum Literatur zum Thema „Stillen eines Babies mit angeborenem Herzfehler“. Diese Kinder haben jedoch auch im Hinblick auf die Ernährung besondere Bedürfnisse.

Muttermilch als die natürliche Ernährungsform überzeugt durch ihre physiologische und auf den Menschen abgestimmte Zusammensetzung. Artfremde Milch hingegen bedeutet eine zusätzliche Organbelastung für den kardiologisch beeinträchtigten Säugling. Schlussfolgerung: Die Vorteile der MM sind gerade für Kinder mit angeborenem Herzfehler unermesslich, da sie im Besonderen auf psychische und somatische Schutzfaktoren und leicht verdauliche Nahrung angewiesen sind. Eine Ernährung mit MM sollte bei diesen Säuglingen sogar als Therapie betrachtet werden, da sie den Genesungsprozess fördert und Komplikationen vermeiden hilft. Deshalb sollte in jeder kinderkardiologischen Abteilung eine qualifizierte Stillberatung zur Verfügung stehen, um die Mütter auch während der teilweise lange währenden Zeit des Verfütterns agbepumpter MM zu unterstützen.