Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - PP2
DOI: 10.1055/s-2008-1079089

Pflegestandard für die Anwendung der therapeutischen Hypothermie bei perinataler Asphyxie – „Keep Cool, Baby“

S Appenowitz 1, A Dos Santos Nascimento 1, B Wiebe 1, C Fremerey 1, M Ehlen 1
  • 1Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Asklepios Klinik St. Augustin, St. Augustin

Einleitung: Die Anwendung der therapeutischen Hypothermie bei Neugeborenen mit schwerer perinataler Asphyxie kann dazu beitragen, das neurologische Outcome der betroffenen Kinder zu verbessern. Die Prävalenz dieser geburtshilflichen Komplikation beträgt 1 auf 1000 Lebendgeborene. Neben einem medizinisch-ärztlichen Standard für die Durchführung der therapeutischen Hypothermie ist eine standardisierte Pflege und das Wissen der Pflegekräfte um pathophysiologische Zusammenhänge bei der Anwendung der Hypothermie essentiell. Im Rahmen eines solchen Konzeptes wurde ein Pflegestandard (“Keep Cool, Baby“) für die Betreuung dieser kritisch kranken Neugeborenen entwickelt. Pflegestandard: Der Pflegestandard beinhaltet genaue Angaben für Erstversorgung, Transport und Richten der Versorgungseinheit auf der Station. Neben Beatmungsgerät, Bereitlegen der Utensilien für die Anlage zentralvenöser und arterieller Katheter sowie Möglichkeiten der zentralen und peripheren Temperaturüberwachung wird ein Wärmebett mit Kühlmatte mit definierter Anfangstemperatur und die bettseitige Ableitung eines amplitudenintegrierten EEG (aEEG) vorbereitet. Nach ärztlichen Anordnungen wird bei Kreislaufstabilität und nach Implantation eines invasiven Kreislaufmonitorings mit der aktiven Kühlung begonnen. Eine stündliche Dokumentation von Kreislaufparametern, temperaturkorrigierten Blutgasanalysen, zentraler und peripherer Temperatur, Temperatureinstellung der Kühlmatte sollen optimale hämodynamische Verhältnisse, optimale Analgosedierung und Komfort des Kindes gewährleisten. Insbesondere in der Erwärmungsphase nach 72 Stunden ist eine sorgfältige Beobachtung und Dokumentation erforderlich.

Unser Pflegeteam wurde mehrfach in den pathophysiologischen Besonderheiten eines Neugeborenen unter Hypothermie geschult; die Handhabung des bettseitigen aEEG mit Kurveninterpretation wurde eingeübt sowie der Pflegestandard durch zwei Pflegekräfte dem übrigen Team vermittelt. Der Umgang mit den Eltern lässt sich zwar nicht in einem Pflegestandard festschreiben, jedoch wurde die aktive Mitarbeit der Eltern in der Pflege ihres Kindes offen diskutiert und im Konsens aller Pflegenden sind die Eltern auch bei diesen kritisch kranken Kindern in die Pflege integriert. Zusammenfassung: Durch die selbständige Entwicklung eines Pflegestandards wird das Wissen um die Pathophysiologie und Verantwortung für das eigene Handeln geschult. Insbesondere bei der Einführung einer neuen Therapieform bei solch kritisch kranken Neugeborenen lässt sich so die Kompetenz und die Mitarbeit des Pflegeteams erhöhen.