Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P157
DOI: 10.1055/s-2008-1079060

Neonatales Vorhofflattern – eine seltene Differentialdiagnose für plötzliches Kreislaufversagen beim Neugeborenen

F Heinke 1, R Bergert 1, W Leupold 2, HJ Häusler 1, J Dinger 1
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Kinderklinik, Dresden
  • 2Kinderabteilung, Kreiskrankenhaus Pirna, Pirna

Einleitung: Vorhofflattern ist eine seltene Rhythmusstörung in der Neonatalzeit. Die Diagnose wird meist in den ersten 48 Lebensstunden als Zufallsbefund im EKG im Rahmen eines Monitorings gestellt. Die Neugeborenen sind dann häufig asymptomatisch. In einigen Fällen jedoch kann Vorhofflattern zum lebensbedrohlichen Kreislaufversagen führen. Besonders in diesen Fällen ist die exakte Diagnosestellung mit der dementsprechenden Therapie von außerordentlicher Wichtigkeit. Kasuistik: Wir berichten über ein eutrophes FG der 33.+5. SSW, GG: 2350g, Geburt durch Re-Sectio aus mütterlicher Indikation (Mamma-Ca), APGAR: 9/10/8. Pränataldiagnostik unauffällig. 3h postnatal CPAP-Anlage bei beginnender respiratorischer Verschlechterung, 8h postnatal bei respiratorischer Insuffizienz Intubation, Beginn der Beatmung und Verlegung mit Neo-Transport in unsere Klinik. Während des Transportes fiel im EKG-Monitoring eine Arrhythmie mit einer HF zwischen 180–200/min auf. Bei Eintreffen in unserer Klinik bot das Frühgeborene die klinischen Zeichen eines Kreislaufversagen, RR deutlich reduziert, Herzaktionen arrhythmisch, HF 190/min, schlechte Oxygenierung. Durch einmalige Gabe von 0,4mg Adenosin intravenös Demaskierung von Vorhofflattern mit typischem Sägezahnmuster und Vorhoffrequenz von 330/min. Die elektrische Kardioversion mit 10 Joule unter Analgosedierung führte zum promptem Umsprung in den Sinusrhythmus und sofortiger Kreislaufverbesserung. Im weiteren Verlauf entwickelte sich infolge des Kreislaufversagens und der Frühgeburtlichkeit ein sekundäres Atemnotsyndrom (einmalige Surfactantgabe, maschinelle Beatmung über 7 Tage) und ein Kapillar-leck-Syndrom. Trotz umfangreicher Diagnostik konnte keine Ursache für Vorhofflattern bei morphologisch unauffälligem Herz gefunden werden. Die Entlassung nach Hause im klinisch stabilen AZ erfolgte am 30. Lebenstag. Im Alter von 5 Monaten ist das Kind kardiologisch und neurologisch unauffällig. Schlussfolgerung: Vorhofflattern stellt eine seltene Differentialdiagnose des plötzlichen Kreislaufversagens beim Neugeborenen dar. Die Diagnose von Vorhofflattern wird im EKG gestellt, als Hilfe zur Demaskierung sollte Adenosin verabreicht werden. Die Kardioversion stellt bei kreislaufsupprimierten Kinder die Akuttherapie der erste Wahl dar. Nach erfolgreicher Kardioversion ist die Prognose in der Regel sehr gut, eine dauerhafte antiarrhythmische Therapie ist nach Ausschluss eines morphologischen Herzfehlers nicht nötig.