Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P154
DOI: 10.1055/s-2008-1079057

Ist Digoxin überhaupt ein geeignetes First-Line Therapeutikum bei fetalen supraventrikulären Tachyarhythmien und Hydrops fetalis?

RC Schuller 1, DJ Kersten 1, M Meyer-Wittkopf 1, J McDougall 2, D Surbek 1
  • 1Departement of Obstetrics and Gynecology, University of Berne, Bern, Schweiz
  • 2Division of Neonatology, University Children's Hospital Berne, Bern, Schweiz

Hintergrund und Fragestellung: Für viele ist Digoxin das am häufigsten gebräuchliche Antiarrhythmikum der ersten Wahl bei der fetalen supraventrikulären Tachykardie. Bei Versagen von Digoxin haben sich Flecainid, Sotalol und Amiodaron als effektive Mittel der zweiten Wahl in der Behandlung von nicht hydroptischen und hydroptischen Feten gezeigt. Methoden: Wir berichten über fünf Fälle mit fetaler Tachyarrhythmie in der 25.-28. SSW, die durch einen Hydrops fetalis kompliziert wurden. Vier Feten wurden initial transplazentar mit Digoxin als Monotherapie behandelt und benötigten alle eine Second Line Therapie, während ein Fet mit Flecainid allein therapiert wurde. Ergebnisse: Digoxin als alleinige First-Line-Therapie versagte in allen vier Fällen; sogar bei zwei Patientinnen, die ausgeprägte medikamenteninduzierte Nebenwirkungen aufwiesen, die mit hohen mütterlichen Plasmaspiegeln einhergingen. Ein Fet verstarb in utero nachdem die Mutter bei wochenlang therapierefraktärer Tachykardie mit Sotalol und Amiodaron eine weitere medikamentöse Therapie verweigerte. Die anderen drei, initial mit Digoxin allein therapierten, Feten konvertierten erst in einen Sinusrhythmus, nachdem sie Amiodaron als Second oder Third Line Therapie, zum Teil als intravasale Gabe an den Feten, erhielten. Bei dem mit Flecainid-Monotherapie behandelten Feten konnte rasch eine erfolgreiche und stabile Kardioversion erreicht werden. Schlussfolgerungen: Aus diesen Ergebnissen schließen wir, dass Digoxin als Monotherapie und Mittel der ersten Wahl bei fetalen supraventrikulären Tachyarrhythmien auch in unserem Patientengut uneffektiv ist. Wahrscheinlich wird bei diesem Therapieregime kostbare Zeit verloren. In Zukunft sind weitere Studien notwendig, um die Rolle von Amiodaron als Mittel der ersten Wahl zu untersuchen und gegebenenfalls zu etablieren.