Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P147
DOI: 10.1055/s-2008-1079050

Evaluationsuntersuchung zur Abbildung der Behandlung Frühgeborener im G-DRG-System

J Schlutius 1, I Holten 1, H Bunzemeier 2
  • 1Westf. Wilhelms-Univ.- Kinderklinik, Münster
  • 2Westf. Wilhelms-Univ. – Med. Management, Münster

Hintergrund, Fragestellung: Betrachtet man einerseits die Grundlagen der DRG (Diagnosis Related Groups)-basierten Vergütung, die eine Klassifizierung von Krankheitsbildern voraussetzt, und andererseits die Variabilität von Krankheitsverläufen bei Frühgeborenen, so stellt sich die Frage, ob es möglich ist, die Behandlung Frühgeborener in medizinisch und ökonomisch homogene Gruppen zu unterteilen und inwiefern die deutsche DRG-Klassifikation die Realität in diesem Bereich widerspiegelt. Methodik: Zur Bestimmung der tatsächlichen Kosten für die Behandlung von 86 in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Münster behandelten Frühgeborenen wurde eine Maßzahl für den ökonomischen Aufwand – zum Teil prospektiv durch Zeitmessungen am Patienten, zum Teil retrospektiv durch Analyse der Patientenakten – individuell ermittelt. Durch Gruppierung mithilfe eines lizenzierten Groupers (G-DRG-Versionen 1.0 und 2006) wurde der DRG-Erlös für jeden Patienten berechnet. Es folgte eine statistische Analyse zur Korrelation von tatsächlichem Aufwand und DRG-Vergütung, zur Homogenität innerhalb der DRGs sowie zur Erfassung bedeutsamer Einflussgrößen. Ergebnisse: Nach Gruppierung der Patienten zeigte sich eine hohe Korrelation (>0,9) zwischen den definierten Kostengewichten und dem tatsächlichen Kostenaufwand mit einer leichten Verbesserung der Korrelation in der DRG-Version 2006 gegenüber Version 1.0. Dennoch wurden innerhalb von Patientengruppen mit gleichen oder ähnlichen Kostengewichten und damit unter DRG-Bedingungen gleichen Erlösen große Schwankungsbreiten der ermittelten tatsächlichen Kosten deutlich. Schwerere Ausprägungen von durch Frühgeburtlichkeit bedingten Erkrankungen, dadurch erforderliche Therapien, längere Beatmungsdauern und Liegezeiten haben kostensteigernde Wirkung und sind mit einem niedrigen Geburtsgewicht assoziiert. Fazit: Durch Einführung zusätzlicher Splittkonstrukte neben der Einteilung anhand von Gewichtsklassen konnte bereits eine Verbesserung der Korrelation der kalkulierten tatsächlichen Kosten und der Bewertungsrelationen im G-DRG-System erreicht werden. Dennoch werden gerade bei sehr kleinen und unreifen Frühgeborenen die Komplexitäten und Variabilitäten im Krankheitsverlauf häufig noch nicht entsprechend widergespiegelt. Insbesondere sollte nach den vorliegenden Ergebnissen in weiteren Studien überprüft werden, ob die Inhomogenität der Liegedauern bei gleichen Bewertungsrelationen, Beatmungssplitts bei Frühgeborenen unter 1000 Gramm, die Dauer der parenteralen Ernährung sowie die Anzahl der Sepsisepisoden bei weiteren Anpassungen des G-DRG-Systems Berücksichtigung finden können.