Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P133
DOI: 10.1055/s-2008-1079036

Spät erkannte geburtstraumatische Schädelimpressionsfraktur

H von Osten 1, RD Stenger 1, MA Krechting 2, N Bachmaier 1, K Linke 1, C Weigel 3, C Fusch 1, OA Festge 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Greifswald
  • 2Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald
  • 3Institut für Diagnostische Radiologie, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald

Einleitung: Geburtstraumatische Schädelimpressionen werden mit einer Inzidenz von bis zu 3 Neugeborenen pro 10.000 Geburten in der Literatur beschrieben. Es handelt sich dabei zumeist um Grünholzfrakturen ohne Periostverletzungen. Lokale starke Druckeinwirkungen auf das Schädeldach im Geburtskanal durch Promontorium und Symphyse beim nichtachsengerechten Einsatz des Forceps oder der Vakuumextraktion können ursächlich verantwortlich sein. Die Frakturversorgung ist unkompliziert, wenn der Eingriff frühzeitig durchgeführt wird. Ein begleitendes Kephalhämatom kann jedoch klinisch die Impression langzeitig verdecken. Eine Kasuistik soll dies demonstrieren. Kasuistik: Nach normaler Schwangerschaft kam es im auswärtigen Krankenhaus bei einer Erstgebärenden in der 41. SSW aus Schädellage per Vakuumextraktion (pathologisches CTG) zur Geburt (3300g, 52cm, KU 34cm). Postnatal zeigte sich ein ausgeprägtes Kephalhämatom re. parietal. Bei Untersuchungen des Neugeborenen (U1 und U2) wurden zunächst klinisch keine weiteren Verletzungen beobachtet. Auch bei der transfontanellären Ultraschalluntersuchung fanden sich keine intrakraniellen Veränderungen. Erst 6 Wo. später bei der regulären U3– Untersuchung stellte sich eine große tastbare Stufe re. hochparietal dar, welche dem Rand des inzwischen deutlich kleineren Kephalhämatoms entsprach. Bei der nachfolgenden Ultraschall- und Röntgendiagnostik stellte sich in diesem Bereich eine knöcherne Läsion mit bereits begonnener Kallusbildung dar. Die weitere Bildgebung (cCT, cMRT) bestätigte die Kalottenimpression mit einer maximalen Tiefe von etwa 7mm, Reparationsvorgängen und ein diskretes ipsilaterales Subduralhämatom ohne raumfordernden Effekt. Corticale Strukturen waren regelrecht. Wegen der Impressionstiefe mit der Gefahr einer Hirnkompression war eine osteoklastische Trepanation indiziert. Über einen lateralen operativen Zugang nach DANDY erfolgte die Freilegung des Imprimats. Das intakte Periost wirkte unruhig und aufgeworfen. Über eine laterale Trepanation wurde dann das Imprimat auf der Dura abgetragen. Der Kalottendefekt betrug maximal 4×5cm. Die Dura blieb unverletzt. Das Subduralhämatom wurde wegen seiner Kleinheit nicht entfernt. Wundheilung und postoperativer Verlauf waren problemlos. Die Röntgenkontrolle zeigte den glatt konturierten Knochendefekt mit beginnender regelrechter Ossifikation. Schlussfolgerung: Mit geburtstraumatischen Läsionen nach geburtshilflichen Maßnahmen muss in Einzelfällen gerechnet werden. Dabei können u.a. begleitende Kephalhämatome weitere Verletzungen klinisch verdecken. Deshalb sollten neben kurzfristigen klinischen Kontrollen auch bildgebende Maßnahmen eingesetzt werden. So gibt die sonographische Untersuchung des Kephalhämatoms Hinweise auf das Ausmaß und eventuell darunter liegende weitere Verletzungen. Danach muss sich die weitere Bildgebung anschließen, um frühzeitig die operative Versorgung einleiten zu können.