Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P118
DOI: 10.1055/s-2008-1079021

Staphylococcal scalded skin syndrome als Vorbote einer late-onset Staphylokokkensepsis beim Frühgeborenen

M Hütten 1, K Heimann 1, JM Baron 2, TG Wenzl 1, H Merk 2, H Ott 2
  • 1Kinderklinik, Med. Einrichtungen der RWTH Aachen, Aachen
  • 2Hautklinik, Universitätsklinikum Aachen, Aachen

Einleitung: Blasenbildende Hauterkrankungen bei Früh- und Neugeborenen sind Ausdruck einer Vielzahl von seltenen, zum Teil lebensbedrohlichen Differentialdiagnosen, die angeborene (Epidermolysis bullosa, bullöse Mastozytose), immunvermittelte (Pemphigus neonatorum, Toxische epidermale Nekrolyse) sowie infektiöse (SSSS, bullöse Impetigo) Erkrankungen umfassen. Das „staphylococcal scalded skin syndrome“ (SSSS) wird durch toxin-bildende Staphylokokken ausgelöst. Von klassischen Eintrittspforten wie Rachen, Nabel und Konjunktiven aus gelangen Exfoliatine in die Blutbahn, welche Desmogleine spalten und so zur subkornealen Spaltbildung führen. Der Nachweis von Staphylokokken in der Blutkultur ist insgesamt sehr selten (3%). Wir berichten den Fall eines Frühgeborenen, der ein SSSS als Ausdruck einer Sepsis mit Exfoliatin A und B- produzierenden Staphylokokken entwickelte. Unseres Wissens ist dies einer von drei bei Frühgeborenen publizierten Fällen und der erste im Rahmen einer late-onset Sepsis. In diesem Fall ermöglichte uns das klinische Bild eine frühzeitige antibiotische Therapie und half schwerwiegende Sepsisfolgen zu verhindern. Kasuistik: Ein ehemaliges SGA-Frühgeborenes, Reifealter 31 SSW, Geburtsgewicht 985g, zeigte am 37. Lebenstag vermehrte Bradykardien und Apnoen. Unter einer CPAP-Maske entwickelte sich eine großflächige, oberflächliche Hautablösung. Binnen Stunden löste sich die Haut auch unterhalb von Pflastern und Klebeelektroden ab, ohne dass zuvor eindeutig Blasen abzugrenzen gewesen wären. Das Nikolskizeichen am Stamm war positiv. Ein Erythem oder eine Erythrodermie bestanden nicht. Aufgrund der raschen Verschlechterung des Allgemeinzustandes verzichteten wir auf eine Hautbiopsie und begannen eine antibiotische Therapie mit Cefuroxim. Ferner lagerten wir das Kind auf sterile Tücher in einen Inkubator mit hoher Luftfeuchtigkeit und begannen eine Infusionstherapie. Innerhalb von 24h entwickelten sich weitere Blasen an Stamm und Extremitäten. Insgesamt waren 30% der Körperoberfläche betroffen; die Schleimhäute waren intakt. Laborchemisch fanden sich eine Leukopenie und eine CrP-Erhöhung. Unter o.g. Therapie bildeten sich bereits am zweiten Tag keine neuen Effloreszenzen mehr, der Allgemeinzustand besserte sich zusehens. Die weitere Entwicklung war unkompliziert, nach sieben Tagen waren die Hautbefunde narbenlos abgeheilt. Die Abstriche von Nabel und Nase erbrachten den Nachweis eines polysensiblen Staph. aureus. Der Keim ließ sich auch in der Blutkultur nachweisen. Hier gelang ferner der Nachweis von Exfoliativtoxin A und B (eta und etb). Schlussfolgerung: Das „Staphylococcal scalded skin syndrome“ sollte bei Frühgeborenen als Warnzeichen einer möglichen Staphylokokkensepsis gesehen und es sollte frühzeitig eine antibiotische Therapie eingeleitet werden. Inkubatorpflege mit hoher Luftfeuchtigkeit und die Lagerung auf sterilen Tüchern oder Folie minimieren die Risiken von Flüssigkeits- und Wärmeverlusten sowie Sekundärinfektionen.