Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P96
DOI: 10.1055/s-2008-1079000

Seltener Fall einer Colon-transversum-Atresie

N Bachmaier 1, RD Stenger 1, S Lichey 2, C Weigel 3, H Bahlmann 1, JP Haas 1, C Fusch 1, OA Festge 2
  • 1Kinderklinik, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald
  • 2Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald
  • 3Institut für Diagnostische Radiologie, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald

Einleitung: Atresien des Colons sind mit einer Inzidenz von 1:40.000–60.000 sehr selten. Sie machen nur 10% aller Darmatresien aus. Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel am 2.-3. Lebenstag. Ursächlich sind Folgezustände von intrauterinen Infektionen, vaskulären Insulten, Hypoxien, Strangulationen, Invaginationen, Bauchwand- oder Zwerchfelldefekten. Eine seltene Sonderform ist die Colonatresie mit „apple- peel“- Deformität der nachfolgenden Darmabschnitte. Hierbei verläuft der Darm spiralförmig um ein kurzes zentrales Gefäß. Wir berichten über einen sehr seltenen Fall mit dieser Form der Atresie des Colon transversum von der Diagnose bis zur erfolgreichen Behandlung. Kasuistik: Nach einem unauffälligen Schwangerschaftsverlauf wurde die Patientin im auswärtigen Krankenhaus in der 38+3 SSW aus I. HHL spontan mit 2380g und 46cm Länge geboren (APGAR 6/8/9 nach 1/2/5min.). Bei erhöhten Entzündungsparametern (CRP 47,5mg/l, IL-6 142 pg/ml) wurde eine antibiotische Behandlung mit Piperacillin und Cefotaxim begonnen. Nach oralem Ernährungsbeginn wurde am 2. Lebenstag ein geblähtes Abdomen beobachtet. Trotz Entleerung von ungefärbtem Mekonium nach einem physiologischem NaCl- Klysma nahm die Abdomendistension zu, weshalb die Verlegung in unsere Einrichtung erfolgte. Die laborchemischen Parameter waren im Normbereich. Die Rö- Abdomenübersicht ergab das klassische Bild eines tiefen Ileus. Die Notfall-Laparotomie zeigte dann eine Atresie des Colon transversum mit einer typischen „apple- peel- Deformität“ von Colon descendens und Sigmoid. Operativ erfolgten die Resektion des atretischen Anteils, Anlage eines Ascendo-und Descendostomas und die präatretische Darmdekompression. Wegen nachfolgend sich normalisierender Entzündungsparameter konnte die laufende Antibiotikatherapie beendet werden. Der postoperative Nahrungsaufbau gestaltete sich komplikationslos. Die Bougierung der distalen Colonanteile erfolgte anfangs durch Einzelspülungen im weiteren Verlauf kontinuierlich mit physiologischer NaCl-Lösung hydrostatisch bei einem Druck von 30cm Wassersäule. 14 Tage später zeigte die KM-Darstellung normalkalibrige Darmschlingen, so dass die End-zu- End-Anastomose der Kolonabschnitte erfolgen konnte. Am 4. postoperativen Tag wurde mit dem Nahrungsaufbau bei Stuhlabgang begonnen. Die Demissio konnte bei komplikationsloser Wundheilung, gutem Gewichtsgedeihen und regelmäßigem Stuhl am 10. postoperativen Tag erfolgen. Schlussfolgerungen: Die Prognose einer Colonatresie mit „apple-peel“-Variante kann bei effektiver Diagnostik und adäquater Behandlung gut sein. Komplikationen können durch die prekäre Blutversorgung der distalen Darmabschnitte auftreten. Die frühzeitige Dekompression der oralen Darmabschnitte sowie die hydrostatische Bougierung der postatretischen „apple-peel“-Deformität erlaubte bei unserer Patientin eine funktionierende End- zu- End- Anastomosierung innerhalb von 2 Wochen ohne weitere Komplikationen.