Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P65
DOI: 10.1055/s-2008-1078969

Behandlung eines Neugeborenen mit Postextubationsstridor – Fallbericht einer HELIOX-Anwendung

I Chernobelska 1, N Müller 1, B Roth 2, H Trübel 1
  • 1Kinderkardiologie/Pulmonologie, HELIOS Klinikum Wuppertal, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Wuppertal
  • 2Universitätskinderklinik Köln, Köln

Einleitung: In den oberen Atemwegen herrscht, insbesondere an Engstellen, vorwiegend eine turbulente Strömung. Durch eine Obstruktion der oberen Atemwege kann es zu vermehrter Atemarbeit und nachfolgend zu respiratorischer Erschöpfung kommen. HELIOX ist ein Mischung aus Sauerstoff (21%) und dem Edelgas Helium (79%). Helium ist innert, geruch- und geschmacksneutral und zeigt eine geringe Löslichkeit in wässrigen Lösungen und fetthaltigen Substanzen. HELIOX ist in angloamerikanischen Ländern als med. Gas zugelassen und führt durch die Überführung einer turbulenten in eine laminare Strömung zur Verringerung der Atemarbeit. Aufgrund dieser Eigenschaft kann es zur Therapie einer oberen Atemwegsobstruktionen eingesetzt werden (Mayers et al., Respir Care 2006:619–31). Der folgende Fallbericht beschreibt den Einsatz von HELIOX im Rahmen eines individuellen Heilversuchs in einer Notfallsituation bei einem Neugeborenen mit Postextubationssridor. Material und Methoden: Ein reifes weibliches Neugeborenes (NG) wurde nach 6-tägiger Beatmung aufgrund einer Pneumonie am 7. LT extubiert. Im Tagesverlauf unter NR-CPAP über einen Babylog 8000 Entwicklung eines zunehmenden inspiratorischen Stridors mit subcostalen und jugulären Einziehungen. Ausbleibende Besserung unter Steroid- und Inhalationstherapie (Suprarenin). Das NG erschöpfte sich innerhalb von 12 Stunden. (pH 7,19, pCO2 73mmHg, AF 70/Min.), so dass vor Reintubation ein individuellen Heilversuch mit HELIOX durchgeführt wurde. Dem spontanatmenden NG in noch ausreichend gutem AZ wurde hierfür über eine Maske mit zwei Zuleitungen abwechselnd reiner Sauerstoff und ein Gemisch aus HELIOX und O2 mit einem Flow von 12l/min. (HELIOX 10l./min.; O2 2l/min.) appliziert. Die Zufuhr wurde jeweils nach 5 Min. gewechselt. Die Therapieüberwachung erfolgte mittels Aufzeichnung von EKG, SaO2- und Atmungskurven sowie Videodokumentation. Ergebnisse: Unter alternierender Applikation eines HELIOX- und eines Sauerstoff-Gemisches kam es während des halbstündlichen Versuches reproduzierbar zu einer raschen Abnahme des Stridors unter HELIOX. Auch die Atemfrequenz des Kindes war unter heliumhaltiger Atemgaszufuhr im Vergleich zu Raumluft mit Sauerstoff von 43 auf 21/Min. (n=6, p=0.001) reduziert. Unter HELIOX zeigte sich weiterhin eine Verbesserung der Blutgasanalyse (Anstieg des pH-Wertes auf 7,30 und Abfall des pCO2 auf 66mmHg). Da eine Dauerapplikation von HELIOX technisch nicht möglich war, wurde im Verlauf eine Reintubation mit erneuter konventioneller Beatmung (ohne HELIOX) des Kindes erforderlich. Nach weiteren 48h dann problemlose Extubation. Diskussion: Bei einem Neugeborenen konnte durch Inhalation von HELIOX eine Erleichterung der Atemarbeit gezeigt werden. Ob sich durch die Anwendung von HELIOX die Reintubationsrate senken lässt, sollte in prospektiven Studien geklärt werden.