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DOI: 10.1055/s-2008-1078920
Keuchhusten bei einem Neugeborenen – eine lebensbedrohliche Erkrankung
Einleitung: Pertussis ist in der Neonatalzeit ein sehr seltenes Ereignis. Die Symptomatik im Stadium catarrhale ist meist unspezifisch und kann sich initial wie ein grippaler Infekt oder eine Pneumonie darstellen, weshalb die Diagnose oftmals erst im Stadium convulsivum gestellt wird. Insbesondere bei Neugeborenen können die Keuchhustenanfälle mit lebensbedrohlichen Apnoen einhergehen.
Schwangerschaft, Geburt und Postnatalzeit: Gestationsdiabetes und Nikotinabusus. Plazentainsuffizienz mit intrauteriner Wachstumsretardierung. Bei pathologischem Dopplerbefund primäre Sectio nach 34+3 SSW. Hypotrophes männliches Frühgeborenes, GG 1920g (3.–10. P.), KL 41cm (3. P.), KU 31cm (40. P.); Nabelarterien-pH 7,28; Apgar 7/7/9. Wegen stöhnender Atmung stationäre Aufnahme. Diagnosen: RDS °III, Infektion, Polyglobulie. Therapie: Surfactantapplikation und Beatmung für 6h, CPAP, Antibiotikagabe, Hämodilution, Infusion. Nach 14d Entlassung in gutem AZ.
Verlauf: Im Alter von 6 ½ Wochen (korrigiertes Alter 41+0 SSW) Husten und Schnupfen. Über 4d progrediente Atemstörung mit Tachypnoe und thorakalen Einziehungen. Kind plötzlich auf dem Arm des Vaters blau und steif geworden, sofortige Mund-zu-Mund-Beatmung durch den Vater und Transport per Feuerwehr ins Krankenhaus. Bei Aufnahme deutlich reduzierter AZ, blass-marmorierte Haut, Rekapillarisierungszeit 2s, Dyspnoe, feinblasige Rasselgeräusche bds., Körpertemperatur 38,1°C; in der Blutgasanalyse pCO2 60mmHg; im Röntgen-Thorax vermehrte Lungengefäßzeichnung und Minderbelüftung rechts, später Ausbildung einer Atelektase rechts apikal. Bronchoskopisch zäh-klare Hypersekretion. Antibiotische Behandlung mit Cefuroxim, Piperacillin und Erythromycin, Inhalationen und Atemtherapie. Im weiteren Verlauf sehr viele heftige Hustenattacken, dabei teilweise reanimationspflichtige Apnoen mit Zyanose. Labor im Verlauf: Leukozyten max. 56/nl mit relativer Lymphozytose; I:T-Ratio max. 0,40; Blutkulturen negativ; Serologie und PCR auf RSV, CMV, HIV und atypische Erreger negativ; in der Bronchiallavage reichlich Staph. aureus und vereinzelt Sprosspilze. Pertussis-Abstrich und -Serologie negativ. PCR für Bordetella pertussis allerdings hoch positiv! Eine mögliche Infektionsquelle konnte retrospektiv nicht ermittelt werden. Nach 2 Monaten Entlassung in respiratorisch stabilem AZ. Beurteilung: Die Pertussis-Symptomatik ist abhängig vom Erkrankungsalter. Neugeborene sind wegen möglicher Apnoen in ganz besonderem Maße gefährdet. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnosestellung wichtig, jedoch auch schwierig. Denn das klinische Bild ist initial meist unspezifisch. Die Leukozytose bildet sich oft erst im Stadium convulsivum aus und ist ohnehin nicht pathognomisch. Der Pertussis-Abstrich (Hustenplatte) ist sehr oft falsch negativ. Die Pertussis-Serologie ist initial noch negativ. Beweisend, hoch sensitiv und hoch spezifisch ist die PCR für Bordetella pertussis, weshalb dieser Methode eine exponierte Stellung bei der Diagnosestellung zukommt.