Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P6
DOI: 10.1055/s-2008-1078908

Hämatogener Nierenabszess bei einem Neugeborenen

C Doege 1, B Beedgen 1, N Kuß 1, N Djakovic 2, B Tönshoff 3, J Bauer 1
  • 1Klinik Kinderheilkunde IV (Schwerpunkt Neonatologie) Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
  • 2Urologische Universitätsklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
  • 3Klinik Kinderheilkunde I (Schwerpunkte: Allgemeine Kinderheilkunde, Stoffwechsel, Gastroenterologie, Nephrologie) Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg

Hintergrund: Nierenabszesse sind im Kindesalter äußert selten. Kortikomedulläre Abszesse werden als Komplikationen bei aszendierenden Harnwegsinfektionen, bei vesikorenalem (intrarenalem) Reflux oder bei Harnwegsobstruktionen beobachtet. Fall: Spontanpartus eines reifen Neugeborenen mit 39 Gestationswochen nach unauffälligem Schwangerschaftsverlauf. Am 3. Lebenstag Übernahme in ordentlichem Allgemeinzustand aus einer auswärtigen Klinik mit Verdacht auf eine neonatale Infektion bei erhöhtem CRP. Initiale Behandlung mit Gentamicin und Ampicillin bei einem CRP von 67mg/l. Urinstatus unauffällig. In der Blutkultur konnten E. Coli Bakterien nachgewiesen werden, so dass am 2. Behandlungstag eine Umstellung auf Cefotaxim und Ampicillin erfolgte. Nach 6 Tagen Therapie erneute klinische Verschlechterung des Kindes, deshalb Umstellung der antibiotischen Therapie auf Imipenem. Lumbalpunktion und Urinanalyse ergaben unauffällige Befunde. Nach Umsetzen der Antibiotikabehandlung nur kurzfristige Besserung des Allgemeinzustandes, deshalb erfolgte eine Abdomensonographie zur Fokussuche. Hier zeigte sich eine Raumforderung im rechten Oberbauch, vermutlich von der rechten Niere ausgehend. In der MRT-Darstellung Verdacht auf einen Abszess im Bereich des rechten Nierenoberpols. Intraoperativ konnte dieser Verdachtsbefund bestätigt und der Abszess vollständig ausgeräumt werden. Die Nierenretentionswerte waren zu jedem Zeitpunkt unauffällig. Der postoperative Verlauf gestaltete sich problemlos, die Antibiotikatherapie konnte nach 15 Behandlungstagen erfolgreich abgesetzt werden. Der weitere Verlauf blieb komplikationslos mit einer unauffälligen morphologischen Darstellung beider Nieren ohne Perfusionsausfälle und auch ohne Hinweise auf Residuen des Abszesses. Diskussion: Nierenabszesse sind äußerst selten in der Neonatalperiode. Sie entstehen in der Regel im Rahmen einer Pyelonephritis oder fokalen bakteriellen Nephritis durch gramnegative Erreger, z.B. E. Coli. In unserem Fall ist jedoch eher vor einer hämatogenen Streuung auszugehen.