Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P4
DOI: 10.1055/s-2008-1078906

Neonatale Appendizitis, ein Fallbericht

N Hepping 1, N Marathovouniotis 1, T Boemers 1, M Hoppenz 1
  • 1Städt. Krankenanstalten Kinderkrankenhaus, Köln

Fallbericht: Vorgestellt wird ein reifes Neugeborenes der 40 + 3 SSW mit einem Geburtsgewicht von 2990g. Die primäre Sectio caesara erfolgte bei pathologischem CTG. Nach unauffälliger postpartaler Adaption fielen bereits am ersten Lebenstag erhöhte systemische Infektionsparameter auf, die auch unter antibiotischer Therapie mit Ampicillin, Cefotaxim und Gentamicin persistierten. Am 4. Lebenstag wurde erstmalig blutig-schleimiger Stuhl abgesetzt und es kam zu rezidivierendem Erbrechen. Ab dem 9. Lebenstag zeigte sich klinisch ein zunehmend ausladendes und druckdolentes Abdomen sowie sonographisch eine Pendelperistaltik. Nach Verlegung erfolgte am 10. Lebenstag die notfallmäßige Laparotomie. Intraoperativ zeigte sich der Befund eines Ileus bei eitriger, lokal perforierter Appendizitis mit begleitender Periappendizitis und fibrinös-eitriger Peritonitis. Es erfolgte die Appendektomie und antibiotische Therapie mit Metronidazol, Cefuroxim und Gentamicin. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos, die Entzündungswerte normalisierten sich rasch. Der enterale Kostaufbau ab dem ersten postoperativen Tag wurde gut toleriert. Spontane Stuhlentleerung ebenfalls am ersten postoperativen Tag. Fazit: Die neonatale Appendizitis ist eine sehr seltene Erkrankung, bisher liegen in der Literatur nur vereinzelte Fallberichte vor. Im vorgestellten Fall zeigten sich bereits direkt postpartal Auffälligkeiten im Sinne erhöhter systemischer Infektionsparameter, wobei eine initiale Fokussuche ohne Erfolg blieb und der klinische Verlauf erst nach mehreren Tagen Hinweise für das Vorliegen einer Appendizitis ergab. Die perforierte Appendizitis im Neugeborenenalter kann mit dem Vorliegen eines M. Hirschsprungs und/oder cystischen Fibrose einhergehen und rechtfertigt diesbezüglich weitere Diagnostik. Die Abgrenzung zu einer auf den Appendix beschränkte nekrotisierende Enterocolitis ist oftmals nicht möglich.