Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P3
DOI: 10.1055/s-2008-1078905

Akutes Abdomen durch rezidivierende, intermittierende Milzdislokation

M Doerck 1 , HJ Langen 2 , C Kohlhauser-Vollmuth 1
  • 1 Kinderklinik der Missionsärztlichen Klinik Würzburg
  • 2 Radiologie der Missionsärztlichen Klinik Würzburg

Hintergrund: Ektope Organe oder Dystopien finden sich häufig im Urogenitalsystem. Die sogenannte Wandermilz hingegen ist bei Kindern ein sehr rares Krankheitsbild. Wir berichten über den seltenen Fall einer rezidivierenden, intermittierenden Milzdislokation. Fallbeschreibung: Ein 17-jähriges, schwer behindertes Mädchen wird mit akutem Abdomen, massivem Erbrechen, hypertoner Dehydratation und metabolischer Alkalose aufgenommen. Der klinische Verlauf zeigt einen intermittierend prall gespannten Oberbauch mit einer sonographisch darstellbaren intragastralen Flüssigkeitsansammlung von 1,5l. Rasch entwickelt sich ein septischen Krankheitsbildes mit konsekutivem Nierenversagen. Radiologisch finden sich ausgeprägte pulmonale Infiltrate im Sinne einer Aspirationspneumonie. Die Gastroskopie wegen blutigem Magensekret und zum Ausschluss einer möglichen Stenose im oberen Gastrointestinaltrakt ergibt -abgesehen von einer geringgradigen Pangastritis- keine Auffälligkeiten. Nach symptomatischer Therapie Entlassung in gutem Zustand. Ein Jahr später erfolgen zwei erneute stationäre Aufenthalte mit dem klinischen Bild eines Ileus. Dabei wird sonographisch erstmals die Milz im rechten Unterbauch beschrieben, bei der Kontrolluntersuchung befindet sich das Organ wieder in loco typico. Bei einer Kontrastmitteldarstellung des Gastrointestinaltraktes kann ein Passagehindernis ausgeschlossen werden. Im symptomfreien Intervall wird eine abdominelle Computertomographie durchgeführt. Diese ergibt eine regelrechte Position der Milz, aber den dringenden Verdacht auf einen abgelaufenen Milzinfarkt. Fünf Monate später erneute Aufnahme mit Subileussymptomatik. Die umgehende Computertomographie zeigt eine luxierte Milz unterhalb des Bauchnabels, die Position der Milzgefäße paravertebral und eine erhebliche Magendilatation. „Therapeutisch“ führen konservative Repositionsversuche wiederholt zur eindrucksvollen klinischen Erholung und sonographisch dokumentierbaren Rückverlagerung der Milz. Nach einer zunächst diskutierten Splenektomie wird schließlich eine laparoskopische Splenopexie durchgeführt und die Patientin blieb seither beschwerdefrei. Diskussion: Die „Wandermilz“ –gekennzeichnet durch eine Hypermobilität der Milz- ist eine seltene Differentialdiagnose des akuten Abdomens. Für die Diagnosefindung kann neben der sonographischen Darstellung eine Computertomographie oder Kernspintomographie hilfreich sein. Schlussfolgerungen: Bei schwierigen und nur passager darstellbaren sonographischen Befunden ist die CT Indikation frühzeitig zu stellen. Intermittierend reversible Organpositionen bedingen eine engmaschige Wiederholung diagnostischer Massnahmen auch im symptomfreien Intervall.