Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - PV34
DOI: 10.1055/s-2008-1078895

Stellenwert der funktionellen Echokardiographie bei der Behandlung von Neugeborenen nach schwerer Asphyxie

S Schmidtke 1, H Stopfkuchen 2
  • 1Univ.-Kinderklinik Eppendorf, Hamburg
  • 2Kinderklinik, Klinikum der Johannes-Gutenberg Universität, Mainz

Einleitung: Die Möglichkeiten einer objektiven Beurteilung der Herzkreislauffunktion beim Neugeborenen in der klinischen Praxis sind immer noch sehr begrenzt. Die größte Bedeutung kommt dabei derzeit der funktionellen Echokardiographie zu. Deshalb haben wir diese Methode bei der Behandlung von Neugeborenen mit peripartaler Asphyxie, die häufig mit einer Störung der Herzkreislauffunktion einhergeht, eingesetzt. Hier berichten wir über unsere Erfahrungen. Methode: Drei Neugeborene mit Zustand nach schwerer Asphyxie wurden erfasst. Patient 1: ♀, 2430g; 39 SSW; intrauterine Asphyxie unklarer Genese: Apgar 2/5/7; NSpH 7.19; BE –6mmol/l; Laktat 17.6mmol/l. Patient 2: ♀; 2080g; 33 SSW; Z.n. Uterusruptur: NSpH 6.8; BE –24mmol/l; Laktat 14mmol/l. Patient 3: ♀; 3470g; 40 SSW; schwerste peripartale Asphyxie: Apgar 2/3/4; NSpH: 6.8; BE –26mmol/l; Laktat 24mmol/l. Bestimmt wurden u.a. Serum-Laktat, Herzfrequenz (HF), Blutdruck (BP) (nichtinvasiv oder invasiv), Verkürzungsfraktion des linken Ventrikels (SF), Herzschlag (SV)- und Herzzeitvolumen (HZV) (Echo-, Dopplerechokardiographie) und zerebrale Blutflussgeschwindigkeit (cBFV) (Doppler) vor und nach differenzierter therapeutischer Intervention. Ergebnisse: Bei Patient 1 wurde ein allein auf eine niedrige HF von 75/min zurückzuführendes grenzwertiges HZV ermittelt, das nach der Gabe von Atropin (Anstieg der HF auf 145/min) deutlich gesteigert werden konnte. Bei Patient 2 fanden sich grenzwertiges HZV, SV und mittlerer BP, die nach der Zugabe von Dobutamin (10µg/kg/min) überwiegend über eine Herzfrequenzsteigerung leichtgradig anstiegen. Die Zufuhr von Dopamin hatte einen günstigen Effekt auf den mittleren BP, bei eher ungünstigem Einfluss auf die Auswurfvolumina. Die initial normale systolische cBFV blieb dabei unverändert. Bei Patient 3 mit einem invasiv gemessenen mittleren BP von 50mm Hg und einer temperaturadäquaten (34°C) HF von 98/min deckten die Echokardiographie eine SF von 28.2% und die anschließende Dopplerechokardiographie extrem niedrige Werte für das HZV und das SV auf (71ml/kg/min bzw. 0.72ml/kg). Die Zufuhr von Dobutamin (5µg/kg/min) verbesserte das HZV und das SV deutlich, ohne den Normbereich zu erreichen und steigerte auch die systolische cBFV. Zusammenfassung und Schlussfolgerung: Es konnte am Beispiel der präsentierten Fälle gezeigt werden, dass die funktionelle Echokardiographie es ermöglicht, die bei Neugeborenen nach schwerer Asphyxie durchaus häufig zu beobachtenden Störungen der Herzkreislauffunktion zumindest punktuell qualitativ und quantitativ genauer zu charakterisieren, was für die Durchführung einer differenzierten Kreislauftherapie eigentlich unumgänglich ist. Inwieweit dies aber letztlich zur Prognoseverbesserung beiträgt, muss dahingestellt bleiben.