Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - PV26
DOI: 10.1055/s-2008-1078887

Inter-Beobachtervariabilität für die Ultraschalldiagnose bei Frühgeborenen

M Halbherr 1, B Koller 1, HU Bucher 1, P Huisman 2
  • 1UniversitätsSpital Zürich Neonatologie, Zürich, Schweiz
  • 2Kinderspital Zürich, Zürich

Hintergrund: Vorliegen deutlicher Unterschiede der Inzidenz cerebraler Befunde an den verschiedenen neonatalen Intensivstationen (NICUS) der Schweiz. Fragestellung: Wie gut stimmen Beobachter in ihrer Beurteilung von Schädelsonographien bei Frühgeborenen überein? Methode: Es wurden jeweils 11 sonographischen Schnittbilder (6 coronale, 5 sagitale Schnitte) von Frühgeborenen unter 32 Schwangerschaftswochen zu vordefinierten Untersuchungszeitpunkten (1: 1.-7. Tag, 2: 35 0/7 bis 36 0/7 SSW) erfasst. Aus einem vom 1.4.–30.6.2006 in der ganzen Schweiz gesammelten Datenkollektiv wurden Bildserien von 59 Kindern ausgesucht. Deren anonymisierte Bilder wurden zusammen mit einem Fragebogen an freiwillige Untersucher (Beobachter) verschickt. Diese beurteilten die Bilder bezüglich cerebraler Blutungen und periventrikulärer Leukomalazie. Die ausgefüllten Fragebögen wurden in Bezug auf ihre Übereinstimmung mit der Originalbeurteilung und die Übereinstimmung der Beobachter untereinander ausgewertet. Resultate: Unterschiedliche Ergebnisse für die verschiedenen Befunde: Eine gute Übereinstimmung mit der Originalbeurteilung bestand für subependymale Blutungen SEB (77%), Parenchymblutungen IPB (90%) und eine zystische periventrikuläre Leukomalazie cPVL (86%). Eine große Variabilität bestand bei bei intraventrikulären Blutungen IVB (70%) und periventrikulärer Echovermehrung PVE (59%). Die Übereinstimmung zwischen den einzelnen Beobachtern war besser als zwischen den Beobachtern und der Orginalbeurteilung (5–15% höhere Übereinstimmung). Im Vergleich zur Originalbeurteilung zeigten die Zweitbeurteilungen im Schnitt eine akzeptable Spezifität: SEB: 80% IVB: 87% IPB: 97% PVE: 65% cPVL: 89% aber eine tiefe Sensitivität: SEB: 49% IVB: 44% IPB: 47% PVE: 26% cPVL: 51% Folglich wurde das Fehlen einer Pathologie besser identifiziert als das Vorhandensein einer solchen. Vergleiche verschiedener Beobachter-Fraktionen (z.B. Radiologen/Neonatologen, „unter 5 Jahre Erfahrung“/“mehr als 5 Jahre Erfahrung“) zeigten kaum Unterschiede auf und scheinen somit nicht zur Variabilität beizutragen. Schlussfolgerung: Die hohe Spezifität zeigt, dass Bilder mit Normalbefund in der Regel richtig erkannt werden (mit Ausnahme PVE). Die tiefe Sensitivität zeigt, dass sich die Beurteiler in der Erkennung von pathologischen Befunden häufig uneinig sind. Die kann eine mögliche Erklärung für die unterschiedliche Häufigkeit von cerebralen Ultraschallbefunden an den verschiednen NICUS sein.