Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - FV35
DOI: 10.1055/s-2008-1078822

Untersuchung der bakteriellen und mykotischen Besiedlung Frühgeborener <32 Schwangerschaftswochen vor und nach dem Einbau von Wasserfiltern auf der neonatologischen Intensivstation

M Knüpfer 1, N Meier 1, C Gebauer 1, F Pulzer 1, E Robel-Tillig 1, A Bläser 1
  • 1Universitätskinderklinik, Leipzig

Einleitung: Nosokomiale Infektionen bei Frühgeborenen sind nach wie vor ein erheblicher Morbiditäts- und Mortalitätsfaktor in der neonatologischen Intensivtherapie. Besonders gefährlich sind hierbei weiterhin gramnegative Infektionen. Studien zeigten, dass ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Besiedlung der Wasserreservoire und dem Vorkommen in mikrobiologischen Proben der Patienten besteht. Im Juli 2004 versahen wir alle Wasserhähne unserer Intensivstation mit endständigen Membranfiltern der Firma Aqua free Membrane Technology GmbH. Ziel der Studie ist die Untersuchung der bakteriellen und mykotischen Besiedlung vor und nach Installation. Methodik: Es wurde eine retrospektive Analyse wöchentlicher Rachenabstriche aller Frühgeborenen <32 SSW über einen Zeitraum von jeweils einem Jahr vor und nach dem Einbau der Wasserfilter durchgeführt. Zur Filtration wurden Kleinfilter mit Hohlfasermembran Typ Germlyser® verwendet. Um Verunreinigungen auszuschließen wurde die Analyse der Besiedlung unter Filtration erst drei Monate nach Installation begonnen. Eingeschlossen wurden 156 Patienten (77 vor Filter, 79 nach Filter). Ergebnisse: Es wurde bei 134 Patienten mindestens ein Rachenabstrich entnommen. Maximal neun Rachenabstriche je Patient konnten ausgewertet werden. In beiden Gruppen stieg die Besiedlung bis zur 4. Woche an. Pseudomonas aeruginosa (Ps.ae.) war der am häufigsten nachgewiesene Keim in dem Jahr vor Installation der Filter. Nach dem Einbau kam es zur signifikanten Reduktion der Besiedlung mit diesem Bakterium. In der Gruppe ohne Wasserfiltration wurden in der 1. Woche 48 Abstriche entnommen, dabei wurde in 1 von 7 positiven Abstrichen Ps.ae. nachgewiesen (14%). In der Gruppe nach Filter untersuchten wir 57 Abstriche, davon waren 11 positiv, 1 für Ps.ae. (9%). In der 4. Woche waren vor Filter 23 von 26 Abstrichen positiv, davon 9 für Ps.ae. (39%), nach Filter waren 21 von 33 Abstrichen positiv, davon nur 2 für Ps.ae. (9,5%). In der achten Woche ohne Filtration waren 9 von 9 Abstrichen positiv, davon 4 für Ps.ae. (44%). Mit Filtration waren in der 8. Woche 4 von 6 Abstrichen positiv, keiner davon für Ps.ae. Insgesamt waren in einem Zeitraum von einem Jahr vor Einbau der Wasserfilter 15 von 77 Frühgeborenen mit Ps.ae. besiedelt (19,5%), nach Einbau des Filters nur noch 2/79 (2,5%). Des Weiteren beobachteten wir eine vollständige Eradikation von Pseudomonas Unterarten (11 positive Abstriche vs. 0) und Serratia marcescens (5 vs. 0) sowie eine Reduktion der Besiedlung mit Klebsiella oxytoca, Staphylococcus aureus und Enterococcus faecalis. Zusammenfassung/Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass eine Besiedlung der Frühgeborenen insbesondere mit Ps.ae. und anderen gramnegativen Bakterien durch Einbau von Wasserfiltern erheblich reduziert werden kann. Eine geplante Folgeuntersuchung soll analysieren, ob die Mortalität und Morbidität der Frühgeborenen mit Reduktion der Bakterienbesiedlung gesenkt wird.