Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - FV33
DOI: 10.1055/s-2008-1078820

Sonografischer Nachweis von Luft in der Pfortader: Sensitivität und Spezifität für die Diagnose einer nekrotisierenden Enterokolitis

M Dördelmann 1, DB Bartels 1, M Linke 1, G Rau 1, N Derichs 1, C Behrens 1, B Bohnhorst 1
  • 1Kinderklinik der Med. Hochschule, Hannover

Hintergrund: Eine Nekrotisierende Enterokolitis (NEC) frühzeitig und definitiv zu diagnostizieren ist häufig schwierig, aber entscheidend für die Prognose und konservativ therapeutische Optionen. Der Goldstandard für die Diagnose NEC ist der radiologische Nachweis einer Pneumatosis intestinalis und/oder von portalvenösem Gas (PVG). PVG kann auch sonografisch (sPVG) nachgewiesen werden, wobei die Sonographie die weniger belastende Methode für das Kind darstellt und eine höhere Praktikabilität aufweist. Fragestellung: Wir untersuchten die Spezifität und Sensitivität von sPVG für die Diagnose einer NEC bei Früh (FG)- und Neugeborenen (NG). Patienten und Methoden: In einer prospektiven Untersuchung wurden alle NG (n=352), die im Studienzeitraum auf der NICU (Perinatalzentrum Level I) behandelt wurden und bei denen eine Indikation zur Schädelsonographie bestand, gleichzeitig auf sPVG untersucht (Routine-Untersuchungen (RU): n=796). 275 der untersuchten NG waren FG (<37 vollendete SSW), 112 hatten ein Geburtsgewicht <1500g und 33 wiesen schwere kardiale oder gastro-intestinale Fehlbildungen auf. 76 waren zum Untersuchungszeitpunkt beatmet, 82 hatten einen zentralvenösen Katheter. Bei 34 dieser NG wurden zusätzlich Pfortadersonographien bei klinischem V.a. NEC durchgeführt (Indikative Untersuchungen (IU): n=48; NEC I°, n=27; NEC 3 II°, n=21). Die klinische Diagnose und Stadieneinteilung der NEC erfolgte nach den Kriterien von Walsh und Kliegman. Den Berechnungen für Spezifizität und Sensitivität für sPVG für eine NEC 3 II° wurden die Ergebnisse der IU zugrunde gelegt. Ergebnisse und Diskussion: In keiner der RU war sPVG nachweisbar, hingegen bei 13/48 IU (5/27 bei NEC I° und 8/21 bei NEC 3 II°). Damit lag die Spezifität von sPVG für alle NEC Stadien bei 100% und für NEC 3 II° bei 81%. Die Sensitivität für die Diagnose NEC 3 II° war 38%. Ein Problem dieser Untersuchung war, dass es keinen robusten diagnostischen Standard für die Diagnose NEC gibt (Gordon et al.. Journal of Perinatology 2007; 27:661–671) und somit die Beurteilung der Effektivität neuer Untersuchungsmethoden schwierig ist. So wurde in 7/8 Fällen in unserer Untersuchung die klinische Diagnose NEC 3 II° intraoperativ revidiert. In keinem dieser Fälle war präoperativ sPVG nachweisbar. Unter Berücksichtigung dieser Befunde steigt die Sensitivität von sPVG für die Diagnose einer NEC 3 II° auf 57%. Schlussfolgerung: sPVG konnte bei keinem NG nachgewiesen werden, dass nicht bereits gastrointestinale Symptome aufwies und hat damit eine hohe Spezifität für den Nachweis einer Darmerkrankung. Obwohl sPVG eine NEC aufgrund der niedrigen Sensitivität nicht ausschließen kann, ist sie aufgrund ihrer Praktikabilität ein wertvolles zusätzliches Instrument für die NEC Diagnostik.