Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - FV30
DOI: 10.1055/s-2008-1078817

Fehllagen von Magensonden bei Früh- und Neugeborenen

D Quandt 1, T Schraner 2, HU Bucher 1, R Arlettaz Mieth 1
  • 1Klinik für Neonatologie, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
  • 2Abteilung für Bilddiagnostik, Kinderspital Zürich, Zürich, Schweiz

Hintergrund: Eine akkurate Platzierung der Magensonde in der Magenblase stellt eine wichtige Voraussetzung für eine sichere enterale Ernährung von Früh- und Neugeborenen dar. Fehllagen sind in der Literatur vor allem im Rahmen von Einzelfallbeschreibungen dargestellt. Fragestellung:

Welche Prävalenz von inkorrekt liegenden Magensonden zeigt sich in einem größeren Kollektiv von Neugeborenen? Material und Methoden: Retrospektiv wurde die Lage der Magensonde auf insgesamt 381 Röntgenaufnahmen (172 Neugeborene, mittleres Gestationsalter 30 3/7 SSW, 25–42 SSW) bestimmt. Vor Einlage war die Insertionstiefe der Sonde durch Messung der Distanz von der Nase zum Ohrläppchen und zum Proc. xiphoideus abgeschätzt worden. Zur Beschreibung der Magensondenlage auf den Röntgenaufnahmen kam ein System in Anlehnung an die Beschreibungen von T. Weibley et al. (1987) zur Anwendung, wobei z.B. Strukturen wie das Zwerchfell und die Magenblase zur Positionsdefinition herangezogen wurden. Auf dieser Basis wurden 5 unterschiedliche Positionen definiert. Fehlplatzierung war gegeben, wenn die Magensondenspitze oder –öffnung nicht korrekt in der Magenblase zur Darstellung kam. Ergebnisse und Diskussion:

In 21% (78/381) war die Magensondenposition auf den Röntgenaufnahmen nicht eindeutig bestimmbar. Die Visualisierung des Magens und der Magensonden ist auf der a.p. Röntgenaufnahme, z.B. in Abhängigkeit vom Füllungszustand des Magens, in einem dynamischen System nicht immer gegeben. Diese 78 Röntgenaufnahmen wurden von der weiteren Analyse ausgeschlossen. In den 303 weiter analysierten Röntgenaufnahmen zeigte sich, dass in nur 41% (124/303) eine korrekte Lage der Magensonde vorlag. Dieser Anteil ist gering, insbesondere weil in der Literatur (z.B. Metheny et al. 2007) Komplikationen im Zusammenhang mit Fehlplatzierungen von Magensonden beschrieben sind. Hingegen lag bei insgesamt 59% eine korrekturbedürftige Fehllage vor. Eine zu tiefe Lage mit Lokalisation der Sondenspitze im Bereich des Pylorus oder mit Berührung der großen Curvatur stellte mit 61% die häufigste Fehllage dar. Dies könnte insbesondere bei kleinen Frühgeborenen eine Gefährdung für eine obere gastrointestinale Blutung oder eine Perforation darstellen. Gestationsalter, Geburtsgewicht und Beatmung zeigten sich nicht als signifikante Einflussfaktoren für eine Fehllage. Schlussfolgerung: 1. Die radiologische Darstellung zur Lagekontrolle von Magensonden ist, obwohl sie zur Zeit als Goldstandard angesehen wird, teilweise ungenügend. Eine konklusive Aussage über die Lage der Magensonde ist nicht immer gegeben. Es sollten Verfahren evaluiert werden, die die Bestimmung der Lage von Magensonden auf Röntgenaufnahmen verbessern können. 2. Es ist notwendig eine bessere Methode zur Abschätzung der Länge zwischen Nase (bzw. Lippen) und Magenblase zu finden und diese zu evaluieren, um Fehllagen von Magensonden bei Neugeborenen zu verringern.