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DOI: 10.1055/s-2008-1078328
Die vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN) in der klinischen Praxis: Genauigkeit der Stanzbiopsie, Erfolg der Operation und Rezidivhäufigkeit
Fragestellung: Die vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN) ist in der klinischen Praxis ein relativ seltenes Krankheitsbild. Aus diesem Grund liegen kaum Daten in Bezug auf die Genauigkeit der präoperativen Stanzbiopsie, den Erfolg der Operation im Sinne einer in sano Resektion und die Rezidivrate nach non in sano Resektion vor. Das Ziel der vorliegenden Studie ist diese Daten zu erheben, um die Aufklärung der betroffenen Patientinnen im klinischen Alltag zu erleichtern.
Methodik: Es wurde eine retrospektive Analyse von klinischen Daten von 229 Patientinnen mit bioptisch gesicherter VIN, die in der Zeit von 1996–2008 an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde operiert wurden, durchgeführt.
Ergebnisse: Das mediane Patientenalter betrug 49,3 Jahre (Interqaurtilenabstand 48,5–62,7). Je nach VIN Grad ergab sich eine Sensitivität der Vulvabiopsien vs. der endgültigen Histologie der Operation als “Gold-Standard“ von 93,9%, 83,7% und 88,9% entsprechend VIN I vs. VIN II, VIN III, VIN II vs. VIN III, Vulvakarzinom und VIN III vs. Vulvakarzinom und eine Spezifität per definitionem (es gibt keine falsch positiven Biopsien) von jeweils 100%. Der Negative Vorhersagewert betrug 21,4%, 56,0% und 88,1% entsprechend VIN I, VIN II und VIN III. Der Positive Vorhersagewert jeweils per definitionem 100%. Bei der Operation im Sinne einer local wide excision zeigte sich eine in sano Rate von 48,2% (96/199) und eine non in sano Rate von 51,8% (103/199). Die in sano Rate betrug 72,8% (8/11), 44,2% (19/43), 46,7% (57/122) und 47,3% (9/19) bei Patientinnen mit VIN I, VIN II, VIN III und Vulvakarzinom (VIN in der Biopsie). Risikofaktoren für eine non in sano Resektion im univariaten/multivariaten Modell war Multifokalität (p=0,001/0,001), nicht jedoch die Expertise des Operateurs (p=0,2/0,4), das Patientenalter (p=0,06/0,2) oder der Schweregrad der VIN (p=0,4/0,6).Von den 100 Patientinnen, die wegen non in sano Resektion nachkontrolliert wurden, zeigte sich bei 65 (65,0%) Patientinnen ein Rezidiv. Risikofaktoren für das Auftreten eines Rezdidivs waren im univariaten/multivariaten Modell weder der Schweregrad der VIN (p=0,1/0,2), das Patientenalter (p=0,8/0,8), Multifokalität der VIN (p=0,1/0,1) noch die Expertise des Operateurs (p=0,2/0,2). Keiner der oben genannten Parameter konnte in Kaplan Meier Überlebensanalysen oder in univariaten oder multivariaten Cox Regressions Modellen als Prognosefaktor für das Wiederauftreten einer VIN bestätigt werden.
Schlussfolgerung: Stanzbiopsien der Vulva zeigen eine Sensitivität von 93,9%, 83,7% und 88,9% entsprechend VIN I, VIN II und VIN III. Die non in sano Rate nach operativer Sanierung einer VIN beträgt 51,8%, die Rezidivrate bei non in sano Resektion 65,0%. Diese Zahlen können bei der prä- bzw. postoperativen Aufklärung von betroffenen Patientinnen verwendet werden.