Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P25
DOI: 10.1055/s-2008-1078312

Tierbisse und Insektenstiche in der Schwangerschaft

EM Tauber 1, C Brezinka 1
  • 1Univ.Frauenklinik Innsbruck, Anichstr 35, 6020 Innsbruck

Fragestellung: Während der Anteil von Kindern in der Bevölkerung immer geringer wird, nimmt die Anzahl von Hunden aber auch von wesentlich exotischeren Haustieren sprunghaft zu – und damit auch die Chance, von ihnen gebissen zu werden. Da sich viele Schwangere von geplanten Reisen in tropische und subtropische Länder nicht zurückhalten lassen, kommen neue Anforderungen in Beratung, Prophylaxe und Therapie auf Gynäkologen zu.

Methodik: Literaturrecherche der englisch- und deutschsprachigen Literatur zum Thema Tierbisse in der Schwangerschaft, Vergleich der verschiedenen Empfehlungen und Richtlinien für Prophylaxe und Therapie dieser Verletzungen in der Schwangerschaft.

Ergebnisse: Am häufigsten sind Bissverletzungen durch Hunde. Obwohl das Tollwut-Serum in der Schwangerschaft einen „off label use“ darstellt, muss es bei entsprechender Risiko-Konstellation auf jeden Fall gegeben werden, wie z.B. bei Hundebissen in Rabies-Endemiegebieten wie dem Norden von Thailand. Von den Insektenstichen sind Bienen- und Wespenstiche am häufigsten und die anaphylaktische Reaktion die gefährlichste Komplikation. Schlangenbisse in der Schwangerschaft können zu Abortus und in Einzelfällen auch zum Tod führen. Mit der Erwärmung der Meere breiten sich Quallen, die bisher nur in tropischen Gewässern gefährlich sein konnten, zunehmend in Richtung Europa aus. Zu Quallenverletzungen in der Schwangerschaft (Würfelqualle chironex fleckerii) gibt es bisher nur spärliche Kasuistiken aus Australien.

Schlussfolgerung: In der Schwangerschaft gilt mehr als in jeder anderen Lebensphase das Prinzip der Expositionsvermeidung – sowohl im Urlaub als bei der Arbeit am heimischen Terrarium. Die Erstversorgung der Schwangeren nach Tierbissen und Stichen muss immer entsprechend der gängigen Richtlinien (einschließlich der Verwendung der adäquaten Desinfektantien und Seren), die auch für Nicht-Schwangere gelten, erfolgen. Eine vermeintliche Rücksichtnahme auf die Schwangerschaft aus theoretischen teratologischen Überlegungen kann für die Frau und ihre Schwangerschaft erhebliche Gefahr bedeuten.