Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P22
DOI: 10.1055/s-2008-1078309

Erfolgreiches Management einer heterotopen Gravidität: Geburt eines gesunden Kindes nach intrauteriner Geminigravidität und zervikaler Simultangravidität – Ein Fallbericht

M Schmid 1, K Chalubinski 1, E Krampl 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abt. für Geburtshilfe u. feto-maternale Medizin, Währinger Gürtel 18–20, A-1090 Wien

Einleitung: Heterotope Schwangerschaften sind mit einer Häufigkeit von 1:10000 bis 1:30000 extrem selten. Das Risiko für die Entstehung von heterotopen Schwangerschaften wird durch die vermehrte Anwendung der assistierten Reproduktionsmedizin signifikant erhöht. Ohne adäquates Management, kann es zu unstillbaren, lebensbedrohlichen Blutungen kommen. Wir berichten von einer erfolgreich behandelten Zervikalschwangerschaft bei gleichzeitig bestehender intrauteriner Schwangerschaft.

Fall: Eine 38-jährige Frau (Grav 2, Para 0, St.p.9x IVF und einer Eizellspende) wurde wegen einer vaginaler Blutungsepisode in der SSW 9+2 an unserem Tertiärzentrum aufgenommen. Im transvaginalen Ultraschall zeigten sich ein vitaler Fetus in der Zervix implantiert, sowie eine intrauterine monochoriale Zwillingsschwangerschaft mit einem vitalen Feten und einem Feten ohne Herzaktion. In SSW 9+4 wurde ein selektiver Fetozid der Zervikalschwangerschaft mittels ultraschallgezielter KCl Injektion komplikationslos durchgeführt. Die Patientin konnte, unter Durchführung regelmäßiger Kontrollen alle 7–10 Tage, in häusliche Pflege entlassen werden. In weiterer Folge kam es in SSW 17+0 (3 Tage) und 22+2 (19 Tage) zu stationären Aufenthalten zur Überwachung wegen vaginaler Blutungen ohne weitere Komplikationen. Aufgrund vorzeitiger Wehentätigkeit und vaginaler Blutung wurde die Patientin in SSW 26+6 stationär aufgenommen, eine Lungenreifung mittels Betamethason i.m. und eine begleitende Tokolyse mit Atosiban durchgeführt. In weiterer Folge kam es wegen unhemmbarer Wehentätigkeit und frühzeitigem Blasensprung in SSW 27+1 zur komplikationslosen Schnittenbindung eines gesunden, 1110g schweren Knaben (APGAR 7/8/9; NA-pH 7,24). Der Knabe konnte nach 27 Tagen Neonatologie Intensivstation und 40 Tagen Normalstation in gutem Allgemeinzustand mit 2180g in häusliche Pflege entlassen werden.

Schlussfolgerung: Bei heterotoper Schwangerschaft besteht derzeit keine allgemein gültige Empfehlung zur bestmöglichen Vorgehensweise. In unserem Fall konnte eine heterotope Schwangerschaft nach früher Diagnosestellung und selektivem Fetozid der Zervikalschwangerschaft mittels KCl erfolgreich weitergeführt werden. Dies hatte keine Nebenwirkungen auf die intrauterine Schwangerschaft und führte zu einem Stillstand der Throphoblasteninvasion in der Zervix. Darüber hinaus konnte die Fertilität der Patientin erhalten werden.