Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P15
DOI: 10.1055/s-2008-1078302

Erfolgreiche Schwangerschaft nach Chorionkarzinom – Fallbericht und Literaturübersicht

D Kölle 1, C Sergi 1, I Biskup 1, M Hubalek 1
  • 1BKH Schwaz, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Swarovskistr. 1–3, A-6130 Schwaz

Fragestellung: Das Chorioncarcinom gehört mit einer Inzidenz von 4/100000 Entbindungen bzw. 1,3/100000 Frauen zu den seltenen gynäkologischen Malignomen. Noch seltener ist eine Schwangerschaft nach Behandlung eines Chorioncarcinoms. Aus Anlass einer erfolgreich ausgetragenen Gravidität präsentieren wir den Fallbericht und die Angaben aus der Literatur.

Methodik: Eine 21-jährige Patientin hatte 2003 im Juni und November je einen Abortus in der 6. bzw. 7. SSW mit Abrasio und unauffälliger Histologie. Ein Monat später erlitt die Patientin eine starke vaginale Blutung mit β-HCG von 43226U/l. Es erfolgte eine neuerliche Abrasio, wobei sich histologisch die Diagnose „Chorioncarcinom“ zeigte (postoperativer β-HCG-Wert 21179U/l). Das Staging ergab ein low risk-Carcinom nach WHO-Score ohne Hinweis auf Disseminierung. Die Patientin wurde auswärts mit 6 Zyklen Methotrexat-Monotherapie 15mg/m2 iv. für 5 Tage und 2×15mg Folinat po. über 4 Tage behandelt mit dem Ergebnis einer kompletten Remission (β-HCG negativ) im Juni 2004. Im Jänner 2007 wurde die Patientin auswärts konisiert wegen PAP III D (Histologie: CIN II) und curretiert. Die Patientin wurde nach Entlassung sofort schwanger. Während der Schwangerschaft war die Patientin zweimal wegen Frühgeburtsbestrebungen kurzzeitig stationär. Anfang Oktober 2007 kam im Rahmen einer unauffälligen Spontangeburt in der 38+4 SSW ein gesundes Mädchen auf die Welt. Die Plazenta war histologisch unauffällig und das β-HCG sank postpartal rasch wieder auf 0.

Eine PubMed-Recherche zu diesem Thema resultierte in 11 Arbeiten, davon 7 Fallberichte und 4 Fallserien, mit insgesamt 147 Lebendgeburten nach systemischer Therapie eines Chorioncarcinoms. Zusätzlich sind ca. 1000 Geburten aus gemischten Kollektiven inklusive Molenschwangerschaften beschrieben.

Ergebnisse: Die Literatursuche ergab, dass eine konservative fertilitätserhaltende Therapie des Chorioncarcinoms mit keiner Einschränkung für nachfolgende Schwangerschaften verbunden ist, sofern die Gravidität später als ein Jahr nach Abschluss der Chemotherapie eintritt.

Schlussfolgerung: Eine Gravidität mit unauffälligem Outcome nach Chemotherapie eines Chorioncarcinoms ist möglich.