Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P11
DOI: 10.1055/s-2008-1078298

Diagnose und Management des Gestationsdiabetes in Österreich – eine Bestandsaufnahme

K Klein 1, D Ferenci 1, D Bancher-Todesca 1
  • 1Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Universitätsfrauenklinik, Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien

Fragestellung: Um den derzeitigen Ist-Zustand in der Diagnose und Therapie des Gestationsdiabetes (GDM) in Österreich zu evaluieren, führten wir eine landesweite Befragung mittels Fragebogen durch.

Methodik: An alle Krankenhäuser Österreichs mit geburtshilflichen Abteilungen wurden Fragebögen zur Diagnose und Management des GDM gesandt.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 60,2% (56/93). Die Inzidenz des GDM wurde auf 1–13% geschätzt. Alle Abteilungen führen zur Diagnose einen oralen Glukosetoleranztest (oGTT) mit 75g Glukose durch. 51% der Abteilungen führen ein generelles Screening durch, während 49% nur Patientinnen mit Risikofaktoren nach GDM screenen.

Hochrisikopatientinnen werden an 76,9% (20/26) der Abteilungen, die GDM nach Risikofaktoren screenen und an 66,7% der Abteilungen (18/27) mit generellem Screening im ersten Trimenon einem oGTT unterzogen. Alle Abteilungen, die im ersten Trimenon ein unauffälliges Testergebnis erfahren, wiederholen den oGTT in SSW 24–28 (1 Abteilung in SSW 28–32). Die zur Diagnose herangezogenen Grenzwerte des oGTT schwanken nüchtern zwischen 90–100mg/dl, nach 1 Stunde (h) zwischen 160–185mg/dl und nach 2h zwischen 120mg/dl-160mg/dl. 67,8% (38/56) der Abteilungen ziehen zu Diagnose und Behandlung eine Grenzwert-Überschreitung beim oGTT heran, 23,2% (13/56) 2 Überschreitungen und 1,7% (1/56) 3 Überschreitungen. Für die Therapieentscheidung/Adaptation schwanken die Grenzwerte nüchtern zwischen 90mg/dl-130mg/dl, nach 1h zwischen 130mg/dl-180mg/dl, nach 2h zwischen 120mg/dl-155mg/dl. Die Therapieeinstellung mit Insulin wird in 71,5% in Kooperation zwischen Geburtshelfern und Internisten, in 17,8% ausschließlich durch Internisten und in 10,7% ausschließlich durch den Geburtshelfer durchgeführt.

91,1% (51/56) der Abteilungen geben an, regelmäßig Ultraschallkontrollen bei Patientinnen mit GDM durchzuführen. Die Abstände variieren dabei zwischen 1–2 Wochen (13,7%), 2–3 Wochen (70,6%) und 4–5 Wochen (15,7%)

Diätpflichtige Gestationsdiabetikerinnen werden in 50,9% der Abteilungen am Geburtstermin eingeleitet, 45,5% geben kein aktives Geburtsmanagement an. Gut eingestellte insulinpflichtige Gestationsdiabetikerinnen werden hingegen an 70,9% der Abteilungen am Geburtstermin eingeleitet, 20% führen kein aktives Geburtsmanagement durch. Schlecht eingestellte insulinpflichtige Gestationsdiabetikerinnen werden in 60% nach der 38. SSW, in 20% am Geburtstermin eingeleitet, 5,5% der Abteilungen überweisen die Patientinnen an ein perinatologisches Zentrum und nur in 9% wird ein individuelles Geburtsmanagement angewandt.

Schlussfolgerung: Das Management in der Diagnostik und Therapie des Gestationsdiabetes ist in Österreich sehr uneinheitlich. Vereinheitlichung insbesondere in der Diagnostik und den wichtigsten Therapiepfeilern ist erstrebenswert.