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DOI: 10.1055/s-2008-1078293
Dokumentation der Zwillingsschwangerschaft im Mutter-Kind-Pass
Fragestellung: Die Zwillingsschwangerschaft unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der Einlingsschwangerschaft. Dies stellt auch spezielle Herausforderungen an die schwangerschaftsbegleitende Dokumentation. Der Mutter-Kind-Pass (MKP) ist seit seiner Einführung 1975 für die Einlingsschwangerschaft konzipiert. In den letzten Jahren hat es sich eingebürgert, Frauen bald nach Entdeckung des Bestehens einer Gemini-Gravidität einen zweiten MKP auszustellen. Der Zeitpunkt, ab dem der zweite MKP geführt wird, wird jedoch sehr individuell gewählt. Wäre eine Vereinheitlichung der Vorgangsweise sinnvoll?
Methodik: Mithilfe eines Fragebogens wurden die Angehörigen der Fachgruppe Gynäkologie in Tirol befragt, weiteres wurden Anfragen an Mutter-Kind-Pass-Stellen auf Landes- und Bundesebene gerichtet. Zwillingsschwangere wurden während und nach Ende der Schwangerschaft befragt.
Ergebnisse: Der Großteil der GynäkologInnen stellt sofort bei Diagnose der Gemini-Gravidität oder im Lauf der Schwangerschaft einen zweiten MKP aus. Manche Gynäkologen füllen in beiden MKPs alle Untersuchungen aus, d.h.jeder Befund ist doppelt vermerkt. Ein Großteil der befragten GynäkologInnen findet diese Doppeldokumentation lästig. Manche legen einen MKP als „Leit-MKP“ an, in den alle Befunde eingetragen werden. Der zweite MKP dient dann der Eintragung der Ultraschalldaten des zweiten Kindes und dafür, dass bei der Geburt gleich zwei MKPs vorhanden sind, in den die Daten beider Neugeborenen eingetragen werden können.. Beanstandet wurde von Gynäkologen auch, dass zwar zwei MKPs ausgestellt werden, aber nirgendwo festgelegt ist, wann und wo die Chorionizität dokumentiert werden muss. Rund ein Drittel der Befragten wünschen sich eigene Zwillings-Mutter-Kind-Pässe. Positiv bewerte wurden auch Vorschläge eigene „Zwillings-Inserts“ in Form von Eingageblättern zu erstellen, und dann nur noch einen MKP zu führen oder eine elektronische Dokumentation auf der e-card einzuführen.
Schlussfolgerung: Es wäre an der Zeit, ein „Zwillings-Insert“, ähnlich wie beim deutschen Mutterpass zu überlegen, wobei während der Schwangerschaft mit einem MKP das Auslangen gefunden wird und lediglich die Zwillings-spezifische Ultraschalldokumentation auf einem speziellen Blatt durchgeführt wird. Bei der Geburt kann dann der zweite MKP ausgestellt werden.