Dtsch Med Wochenschr 2008; 133(24): 1320
DOI: 10.1055/s-2008-1077262
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Chronische Pankreatitis

U. Wendisch
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Juni 2008 (online)

Zum Beitrag in Heft 9/2008

In dem CME-Beitrag [1] wird gesagt, die endokrine Pankreasinsuffizienz, d. h. der pankreoprive Diabetes, werde als Diabetes mellitus (DM) Typ 3c klassifiziert. Dem ist nicht so. Der pankreoprive DM wird nach den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft unter „III. Andere spezifische Diabetes-Typen” aufgelistet unter „C. Erkrankungen des exokrinen Pankreas”. Zufällig ist in der Tabelle der DM Typ 1 unter I. und der DM Typ 2 unter II. genannt. Von einem DM Typ 3x ist aber nirgendwo die Rede [2].

Zur Therapie der endokrinen Insuffizienz wird korrekt gesagt, dass der pankreoprive DM stark zur Hypoglykämie neigt. Dann wird aber empfohlen, deswegen sowie wegen des häufigen Alkoholabusus eine intensivierte Insulintherapie kritisch zu überdenken und eher auf eine konventionelle Therapie einzustellen (kein Literaturhinweis dazu). Dies liest man gelegentlich, es entbehrt aber der Evidenz. Eine konventionelle Insulintherapie hat immer eine höhere Hypoglykämiehäufigkeit als eine intensivierte - einen gleichen HbA1c-Wert vorausgesetzt. Natürlich ist bei einem Alkoholiker die Compliance eingeschränkt. Gerade deshalb ist er mit einer intensivierten Insulintherapie aber besser bedient, denn dabei spritzt er nur Insulin, wenn er isst; bei der konventionellen Therapie hat er das Insulin schon gespritzt und muss essen. Natürlich setzt das eine Schulung voraus. Auch nicht abstinente Alkoholiker sind schulbar. Die Abhängigkeit ist also gerade eine Indikation für eine intensivierte Insulintherapie, keine Kontraindikation. Natürlich muss das Therapieziel der Gesamtsituation angepasst werden; bei einer bereits verringerten Lebenserwartung ist also nicht eine „ultrascharfe” HbA 1c-Einstellung anzustreben.

Unklar ist mir auch die Äußerung der Autoren, dass bei fortgesetztem Alkoholabusus die Gefahr einer Schädigung des Organismus durch Unterzuckerungen der Gefahr von Spätschäden durch Hyperglykämien überwiegt. Welche Schäden entstehen denn durch Unterzuckerung? Man kann aufgrund einer solchen einen Unfall erleiden, aber andere Schäden sind eigentlich nicht denkbar. Natürlich müssen Unterzuckerungen dennoch vermieden werden - am besten aber eben durch intensivierte Insulintherapie.

Literatur

  • 1 Hoffmeister A, Mössner J. Chronische Pankreatitis.  Dtsch med Wochenschr. 2008;  133 415-426
  • 2 Kerner W, Brückel J, Böhm B O. Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus. Evidenzbasierte Leitlinie DDG - Aktualisierung 10/2004. www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de. 

Dr. med. Ulrich Wendisch

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