RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2008-1077033
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Die regelwidrige Schwangerschaftsdauer
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
23. Oktober 2008 (online)
Kernaussagen
Fehlgeburt
Beim Spontanabort handelt es sich um die häufigste Komplikation in der Frühschwangerschaft. Er ist definiert als vorzeitige Beendigung einer Schwangerschaft, bevor der Fetus ein lebensfähiges Alter erreicht hat, d. h. bei einem Gewicht von weniger als 500 g. Dabei kommt es entweder zu einem Abortus completus oder die Frucht bzw. Teile des plazentaren Gewebes verbleiben im Uterus (Abortus incompletus). Neben weiteren Faktoren gilt das mütterliche Alter als Hauptrisikofaktor für einen Abort. Die typische Symptomatik eines Abortes umfasst vaginale Blutungen, Unterbauchschmerzen und eine vorangegangene Amenorrhö. Differenzialdiagnostisch muss eine Extrauteringravidität ausgeschlossen werden. Die Therapie bei einem Abortus incompletus kann entweder durch chirurgische Evakuation erfolgen oder mittels medikamentöser Austreibung (Misoprostol). Ein abwartendes Management kann unter engmaschiger klinischer Kontrolle bei Aborten vor der 13. SSW und klinisch stabilen Patientinnen vorgenommen werden. Liegt ein septischer Abort aufgrund einer bakteriellen Infektion vor, ist eine parenterale antibiotische Therapie inklusive Kürettage indiziert.
Frühgeburtlichkeit
Von einer Frühgeburt wird gesprochen, wenn die Geburt vor der vollendeten 37. SSW erfolgt. Die Frühgeburt ist bei weitem der häufigste Grund für neonatale Morbidität und Mortalität. Diese ist umso höher, je geringer das Gestationsalter bzw. Geburtsgewicht ist. Die in vielen Ländern zu beobachtende Tendenz zur Frühgeburtlichkeit steht vermutlich im Zusammenhang mit der Reproduktionsmedizin und dem steigenden maternalen Alter; sie konnte trotz zahlreicher Präventionsmaßnahmen nicht gesenkt werden. Unter den fetalen und maternalen Risikofaktoren, die zur Frühgeburtlichkeit führen, besteht nicht bei allen eine therapeutische Option. In ausgewählten Fällen kann am Ende des 1. Trimenons oder zu Beginn des 2. Trimenons auch eine Zerklage indiziert sein. Als Maßnahmen der Tertiärprophylaxe stehen die Tokolyse (Beta-Sympathomimetika, Oxytocinantagonisten, ggf. Kalziumblocker oder NSAR), Lungenreifung mit Betamethason und die Verlegung der Schwangeren in ein Perinatalzentrum zur Verfügung.
Übertragung
Im Vergleich zu Termingeburten ist auch die Übertragung mit einer höheren perinatalen Morbidität und Mortalität verbunden. Dabei ist die Übertragung definiert als eine Schwangerschaftsdauer über die 41. SSW hinaus. Als wichtigste Ursache der Übertragung gilt die fehlende oder unzureichende Erregbarkeit der Uterusmuskulatur. Eine Übertragung geht einher mit Risiken für das Neugeborene (Mortalität, Körpergröße und Reifestörungen), aber auch mit solchen für die Schwangere (Dystokie, erhöhte Sektiorate). Für ein optimales Management der Schwangeren ist die genaue Bestimmung des Gestationsalters in der Frühschwangerschaft mittels sonografischer Messung der Scheitel-Steiß-Länge unabdingbar. Das Management der Übertragung umfasst die antenatale fetale Überwachung, das Priming und die Einleitung der Geburt bei Zeichen fetaler Gefährdung.
Literatur
- 1 Wang X, Chen C, Wang L et al. Conception, early pregnancy loss, and time to clinical pregnancy: a population-based prospective study. Fertil Steril. 2003; 79 577-584
- 2 Nybo Andersen A M, Wohlfahrt J, Christens P et al. Maternal age and fetal loss: population based register linkage study. Brit Med J. 2000; 320 1708-1712
- 3 Nielsen G L, Sorensen H T, Larsen H et al. Risk of adverse birth outcome and miscarriage in pregnant users of non-steroidal anti-inflammatory drugs: population based observational study and case-control study. Brit Med J. 2001; 322 266-270
- 4 Weiss J L, Malone F D, Vidaver J et al. Threatened abortion: A risk factor for poor pregnancy outcome, a population-based screening study. Am J Obstet Gynecol. 2004; 190 745-750
- 5 Naylor A F, Warburton D. Sequential analysis of spontaneous abortion. II. Collaborative study data show that gravidity determines a very substantial rise in risk. Fertil Steril. 1979; 31 282-286
- 6 Alexander A R et al. . Pediatrics. 2003; 111 e61
- 7 Slattery M MMJ. . Lancet. 2002; 360 1489
- 8 Goldenberg R L, Hauth J C, Andrews W W. Intrauterine infection and preterm delivery. N Engl J Med. 2000; 342 1500-1507
- 9 Mittendorf R, Williams M A, Kass E H. Prevention of preterm delivery and low birth weight associated with asymptomatic bacteriuria. Clin Infect Dis. 1992; 14 927-932
- 10 Hauth J C, Goldenberg R L, Andrews W W et al. Reduced incidence of preterm delivery with metronidazole and erythromycin in women with bacterial vaginosis. N Engl J Med. 1995; 333 1732-1736
- 11 Harger J H, Hsing A W, Tuomala R E et al. Risk factors for preterm premature rupture of fetal membranes: a multicenter case-control study. Am J Obstet Gynecol. 1990; 163 130-137
- 12 Meis P J, Klebanoff M, Thom E et al. Prevention of recurrent preterm delivery by 17 alpha-hydroxyprogesterone caproate. N Engl J Med. 2003; 348 2379-2385
- 13 Sanchez-Ramos L, Kaunitz A M, Delke I. Progestational agents to prevent preterm birth: a meta-analysis of randomized controlled trials. Obstet Gynecol. 2005; 105 273-279
- 14 Gazmararian J A, Petersen R, Jamieson D J et al. Hospitalizations during pregnancy among managed care enrollees. Obstet Gynecol. 2002; 100 94-100
- 15 Tsoi E, Akmal S, Rane S et al. Ultrasound assessment of cervical length in threatened preterm labor. Ultrasound Obstet Gynecol. 2003; 21 552-555
- 16 Hösli I M, Strutas D, Terclani S et al. Charts for cervical length in singleton pregnancy. Int J Gynecol Obstet. 2003; 82 161-165
- 17 Peaceman A M, Andrews W W, Thorp J M et al. Fetal fibronectin as a predictor of preterm birth in patients with symptoms: a multicenter trial. Am J Obstet Gynecol. 1997; 177 13-18
- 18 Groom K M, Shennan A H, Bennett P R. Ultrasound-indicated cervical cerclage: outcome depends on preoperative cervical length and presence of visible membranes at time of cerclage. Am J Obstet Gynecol. 2002; 187 445-449
- 19 Bucher H U, Ochsner Y, Fauchere J C. Two years outcome of very pre-term and very low birthweight infants in Switzerland. Swiss Med Wkly. 2003; 133 93-99
- 20 Neilson J P. Ultrasound for fetal assessment in early pregnancy. (Cochrane 21 Issue Rev) 2000
- 21 Gulmezoglu A M, Crowther C A, Middleton P. Induction of labour for improving birth outcomes for women at or beyond term. Cochrane Database Syst Rev (4) (2006) CD004945
M. Hartog
Frauenklinik Universitätsspital Basel
Spitalstrasse 21
CH-4031 Basel
eMail: hartogM@uhbs.ch