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DOI: 10.1055/s-2008-1076487
Sind die im Tagebuch selbst dokumentierten Werte von Typ-2 Diabetes-Patienten zuverlässig? Ein Vergleich mit gespeicherten Werten im Blutzuckermessgerät und deren elektronischer Auswertung
Fragestellung: BZ-Werte können von Typ-2-Diabetes Patienten entweder selbst in einem Tagebuch erfasst oder elektronisch im Blutzuckermessgerät gespeichert (Speicher-BZ) werden. Ein Vergleich dieser soll die Frage nach der Zuverlässigkeit der selbst Tagebuch erfassten BZ-Werte beantworten. Gibt es vorhersagbare Faktoren, die mögliche Dokumentationsfehler beeinflussen?
Methodik: Die Blutzuckerselbstkontrolle (BZSK) wurde von 176 Typ-2 Diabetikern 28 Tage lang durchgeführt. Die Abweichungen wurden definiert als Differenz zwischen den korrekt dokumentierten Werten im Tagebuch und den entsprechenden Werten, die im Messgerät zu den 4 Messzeitpunkten gespeichert waren. Zudem sollen prädiktive Faktoren für Dokumentationsfehler identifiziert und untersucht werden (ANOVA).
Ergebnisse: 94 Patienten wurden in die Analyse einbezogen. (66.4±13.9 Jahre; 44% weiblich). Die Werte im Messgerät waren eher höher als die im Tagebuch dokumentierten korrespondierenden Werte. (p<0.001). Es wurden 5 verschiedene Fehlerklassen identifiziert: am Tag mindestens ein falscher Wert oder vertauschte Ziffern (87%, p=0.010). Mindestens ein falsches Datum (20.2%, p=0.008). Fehlende Werte und/oder Datum im Tagebuch, aber Vorhandensein im Messgerät oder umgekehrt (16.0%, p=0.025). Nur bei 8% wurden die Werte korrekt ins Tagebuch übertragen (1. Ansatz). Dieser Anteil war am Morgen besonders hoch und nahm im Laufe des Tages kontinuierlich ab. Abends und zur Schlafenszeit waren die Tagebuchwerte höher als die im Messgerät. Aus der Perspektive des Patienten-Fürsprechers (2. Ansatz) wurden sorgfältige Anpassungen der Daten (Werte und Datum) durchgeführt und erhöhten dabei der Anteil der korrekte Antragungen ins Tagebuch um 3–4 mal als vor Korrekturen. 51% der Messwerte korrekt übertragen. (p<0.001). Die Abnahmetendenz im Verlauf des Tages war ähnlich wie oben. Soziodemografische und metabolische Faktoren, BZSK und Irrtumswahrscheinlichkeiten hatten einen höheren Einfluss auf die Abweichungen zu den verschiedenen Messzeitpunkten und über den Tag hinweg (ANOVA).
Schlussfolgerungen: Wir haben eine größere Zuverlässigkeit der Dokumentation am Morgen beobachtet. Die Abweichungen waren sowohl auf soziodemografische Faktoren als auch auf andere Gründe zurückzuführen, wie z.B. kognitive Fähigkeiten, eingeschränkte Sehfähigkeit und Compliance. Über die untersuchte Klientel hinaus könnte ein Trend existieren, der Auswirkungen auf die Patientenführung und die Therapieanpassung haben könnte. Daher empfehlen wir, sich nicht nur auf die handgeschriebenen Tagebücher zu verlassen, sondern besser Blutzuckerwerte aus dem Messgerät und deren elektronische Auswertung mit Diabetes-Software heranzuziehen, als Grundlage für eine adäquate Diabetestherapie um ein angemessenes Diabetesmanagement durchführen zu können.