Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A295
DOI: 10.1055/s-2008-1076442

Übergewichts- und Diabetesprävention im Kindergarten: Ergebnisse der „Fit von klein auf“-Studie zum Zusammenhang von Lebensqualität und Gewicht

B Aschemeier 1, C Ziegler 1, A Tewes 2, E Sadeghian 1, E Marquardt 1, T Danne 1, K Lange 3
  • 1Kinderkrankenhaus auf der Bult, Diabetes-Zentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Deutschland
  • 2Niedersächsisches Landeskrankenhaus, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Lüneburg, Deutschland
  • 3Medizinische Hochschule, Medizinische Psychologie, Hannover, Deutschland

Einleitung: Innerhalb einer zweijährigen Interventionsstudie* mit offenem cross-over-Design zur Primärprävention von Adipositas bei Vorschulkindern wurden in der Ersterhebung bereits überproportional viele übergewichtige Kinder identifiziert. Unklar ist, ob in dieser Altersgruppe wie bei älteren Kindern ein Zusammenhang zwischen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und Übergewicht oder Adipositas existiert.

Fragestellung: Besteht bei Vorschulkindern ein Zusammenhang zwischen Übergewicht/Adipositas und einer eingeschränkten Lebensqualität und muss diese in die Präventionsmaßnahmen einbezogen werden?

Methode: Über 800 vierjährige Kinder aus 33 niedersächsischen Kindergärten wurden mittels Kiddy-Kindl Fragebogen (Ravens-Sieberer & Bullinger, 1998) zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HrQoL) im Interview befragt. Gleichzeitig wurden deren Eltern um die Einschätzung der Lebensqualität ihrer Kinder per Fragebogen gebeten. Die Antworten wurden jeweils zu einem Gesamtscore der HrQoL (Minimum 0 bis Maximum 100) zusammengefasst. Außerdem wurden der kindliche BMI, das Geschlecht und der Migrationshintergrund (mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren) erhoben.

Ergebnisse: Von 731 Kindern (mittleres Alter 4,6±0,4Jahre; 50,7% Jungen; BMI SDS 0,10±1,0) lagen vollständige Datensätze vor. Unter den Mädchen (n=360) waren 9,0% übergewichtig und 4,8% adipös. Bei den Jungen (n=371) hatten 6,1% ein Übergewicht und 4,0% waren adipös. Die mittlere Lebensqualität aus Sicht der Kinder ergab einen Summenscore von 75,3±9,0. Die Mädchen gaben eine geringfügig höhere Lebensqualität (76,0±8,4) gegenüber den Jungen an (74,6±9,6; p<0,05). Die subjektive Lebensqualität zwischen Kindern deutscher (n=631) und nichtdeutscher Herkunft unterschied sich nicht (75,2±9,0 vs. 75,8±9,1p>0,1). Systematische Beziehungen zwischen HrQoL und den Gewichtsgruppen (Normalgewicht, Übergewicht, Adipositas) konnten nicht nachgewiesen werden. Die Eltern schätzten die mittlere Lebensqualität ihrer Kinder mit 74,0±9,8 etwas schlechter ein als die Kinder selbst (p<0,05). Der Summenscore der Eltern deutscher Herkunft (n=667) war mit 77,6±8,4 gegenüber den Eltern nichtdeutscher Herkunft (n=86) signifikant höher (71,6±8,3p<0,05). Die Angaben zur von den Eltern eingeschätzten Lebensqualität in Abhängigkeit der Gewichtsgruppen der Kinder unterschieden sich nicht systematisch (p jeweils >0,1).

Zusammenfassung: In dieser Stichprobe lässt sich anders als bei Schulkindern und Jugendlichen noch kein Zusammenhang zwischen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und dem Gewicht belegen. Zusammenhänge zwischen Herkunft und kindlicher Lebensqualität finden sich nur aus Sicht der Eltern, nicht aber aus Sicht der Kinder. Dringende Maßnahmen zur Beeinflussung der Lebensqualität von Vierjährigen sind im Rahmen der Übergewichts – und Diabetesprävention noch nicht erforderlich.

*Mit Unterstützung des BKK-Landesverbandes Niedersachsen/Bremen und des Nationalen Aktionsforums Diabetes mellitus (NAFDM)