Ein postprandialer Glucoseanstieg führt zum verstärkten oxidativen Stress, der in zahlreichen Publikationen über den Nachweis von Nitrotyrosinresten in Proteinen quantifiziert wurde. Derzeit sind jedoch nur wenige Methoden verfügbar um große Probenmengen, z.B. im Rahmen klinischer Studien, abzuarbeiten. Ziel dieser Untersuchung war der Vergleich von 4 kommerziell erhältlichen Nitrotyrosin-spezifischen immunologischen Bestimmungsmethoden: zwei Sandwich ELISAs (OXIS Research, Foster City, CA, USA, und Hycult biotechnology, Uden, Niederlande), ein Festphasen-ELISA (Ceriello et al., 2001) mit direkter Beschichtung der Platten mit dem Antigen und einen kompetitiven CLIA (Millipore, Temecula, CA, USA). Die Nitrotyrosin-Konzentrationen wurden in jeweils 112 Plasma-Proben eines Glucose-Infusion-Experiments mit 14 Typ-1-Diabetikern (8 Frauen, 6Männer, Alter (Mittelwert±Standardabweichung): 37±11 Jahre) und 14 gesunden Kontrollpersonen (7 Frauen, 7Männer, Alter: 29±7 Jahre) gemessen. Die Sandwich ELISAs waren absolut ungeeignet für die Analyse physiologischer Proben, da sie mindestens zwei Nitrotyrosin-Reste pro Proteinmolekül zur Antikörperbindung benötigen. Dies ist bei niedrigem und moderatem oxidativen Stressniveau jedoch sehr unwahrscheinlich. Der Festphasen-ELISA lieferte insgesamt niedrige Werte. Die Nitrotyrosin-Konzentration war bei gesunden Personen (26±46 nM) höher als bei Diabetikern (7±13 nM), was insbesondere postprandial nicht im Einklang mit den klinischen Erwartungswerten steht. Die hohen Standardabweichungen und ein Mittelwert-Median-Quotient von 3,04 bzw 3,21 deuteten darauf hin, dass dieser Test anfällig für Ausreißer und wenig reproduzierbar ist. Lediglich der kompetitive CLIA lieferte klinisch sinnvolle Daten. Die durchschnittliche Nitrotyrosin-Konzentration in den Proben diabetischer Patienten war mit 1781±1140 nM (MW±STD) mehr als doppelt so hoch wie bei gesunden Personen mit 823±604 nM (p<0,001). Der Median lag bei 1499 nM bzw. 605 nM, und somit um 19% bzw. 36% niedriger als der Mittelwert. Als Konsequenz dieser Untersuchung muss davor gewarnt werden, aus bereits publizierten Nitrotyrosin-Daten, die mit den ELISA-Methoden bestimmt wurden, ohne Re-Analye klinisch relevante Schlussfolgerungen zu ziehen.