Ungewöhnliche Verläufe von Erstmanifestationen eines Diabetes mellitus Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen

Fragestellung: Die klassischen klinischen Symptome von Polyurie, Polydipsie, Gewichtsabnahme und Hyperglykämie führen in der Regel bei Kindern und Jugendlichen zur Diagnosestellung eines Diabetes mellitus Typ 1. Anhand von 3 Fallberichten möchten wir darauf hinweisen, dass auch ungewöhnliche Verläufe von Erstmanifestationen eines Diabetes mellitus auftreten können.

Ergebnisse:

Fallbericht 1: Ein 14-jähriges Mädchen mit Migrationshintergrund wird 3 Monate lang wegen zunehmender Schlappheit, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme mit Verdacht auf Anorexie behandelt. Erst bei der notfallmäßigen stationären Einweisung wegen unklarem Schwindelzustand und Exsikkose wird die Diagnose eines Diabetes mellitus gestellt. Laborwerte bei Aufnahme: Blutzucker 491mg/dl, pH 7,08, Bicarbonat 8mmol/l, HbA1c 19%.

Fallbericht 2: Im April letzten Jahres wurde bei einem 6-jährigen Mädchen eine Colitis ulcerosa festgestellt. Bereits damals traten hohe Blutzuckerwerte mit Polyurie auf, die als eine cortisoninduzierte Glucoseverwertungsstörung gedeutet wurden (HbA1c 6,5%, erhöhte ICA und IA-2-AK). Ohne Cortisontherapie kam es zu einer Normalisierung der Blutzuckerwerte. Nach erneutem Beginn einer immunsuppressiven Therapie mit Decortin (7,5mg) und Azathioprim (25mg) Mitte November kam es nun zu einem therapiepflichtigen Diabetes (HbA1c 10,9%, C-Peptid 1,04ng/ml).

Fallbericht 3: Bei 2 jungen Geschwistern (2 und 4 Jahre alt) kam es zu einer fast gleichzeitigen Erstmanifestation eines Diabetes mellitus Typ 1 innerhalb von 2 Tagen. Beide waren ca. 2 Wochen vorher an einer Virusinfektion erkrankt. Bei beiden konnten hohe AK-Titer nachgewiesen werden (HbA1c 6,8 und 7,5%).

Schlussfolgerungen: Alle 3 Fallberichte zeigen eindrücklich, dass bei der Erstmanifestation eines Diabetes mellitus Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen auch ungewöhnliche Verläufe auftreten können.