Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A219
DOI: 10.1055/s-2008-1076366

Insulindosis-Titration und Insulinbedarf bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und Kombinationstherapie (Verzögerungsinsulin/Metformin)

O Hartmann 1, MA Nauck 1
  • 1Diabeteszentrum Bad Lauterberg, Bad Lauterberg im Harz, Deutschland

Fragestellung: Die Insulindosierung bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ist nicht so einheitlich wie bei Typ-1-Diabetes (unterschiedliche Grade der Insulinresistenz). Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Insulindosis-Titrationsprozess bei Insulin-naiven Patienten mit Metformin bei Beginn einer Kombinationstherapie zu charakterisieren und Patienteneigenschaften zu beschreiben, die den Insulinbedarf vorhersagen.

Methodik: 200 konsekutive Patienten, bei denen im Rahmen eines Klinikaufenthaltes mit einer Kombinationstherapie Metformin und Verzögerungsinsulin begonnen wurde, wurden ausgewertet. Es waren 72 Frauen und 128Männer, Alter 56±11 Jahre, Body-Mass-Index 32.7±6.5kg/m2, Nüchtern-Blutzucker 175±43mg/dl, HbA1c 9.2±1.8%, Vortherapie mit oralen Antidiabetika (86.5%), d.h. Metformin (76.5%), Sulfonylharnstoffe (43.5%), Glinide (5.5%), Glitazone (11.5%), α-Glukosidase-Hemmer (4.5%), einzeln oder in Kombination. Nach Beginn der Insulintherapie (NPH-Insulin, n=184; Insulin detemir, n=5; Insulin glargin, n=11) wurden fast alle oralen Antidiabetika außer Metformin (1916±282mg/d) nicht weiter verordnet. Erfasst wurde die endgültige Insulindosis, die Dauer der Insulintitration, die Verweildauer im Krankenhaus und mögliche Vorhersageparameter für die Insulindosis.

Ergebnisse: Nach Titration (Dauer 6±3 Tage; 1–18 Tage) ergab sich eine Verzögerungsinsulin-Dosis von 17±11 I.E./d (4–64 I.E./d). Zu diesem Zeitpunkt war der Nüchtern-Blutzucker 106±17mg/dl. In univariaten Regressionsanalysen korrelierte die Insulindosis mit dem Body-Mass-Index (r2=0.181, p<0.0001) und dem HbA1c (r2=0.164). BMI und HbA1c zusammen ergaben in einer multivariaten Analyse ein r2=0.315, die Parameter Geschlecht, Triglyzeride, Leberenzyme, Harnsäure und geschätze GFR (MDRD-Formel) verbesserten die Vorhersage nicht weiter. Die Höhe des Insulinbedarfs spiegelte sich auch in der Anzahl der Dosis-Titrations-Schritte, der Dauer der Dosistitration und in der Verweildauer wieder.

Schlussfolgerungen: Der Insulinbedarf bei einer Kombinationstherapie Metformin/Verzögerungsinsulin bei Insulin-naiven Patienten mit Typ-2-Diabetes ist insgesamt überraschend gering, aber variabel. HbA1c (Glucose-Toxizität?) und BMI (Insulinresistenz?) können den Insulinbedarf erstaunlich gut vorhersagen. Diese Erkenntnisse können helfen, den Dosistitrations-Prozess abzukürzen.